Premiere am Schauspiel Düsseldorf

Lokalpolitik auf der Bühne

Brunnen vor dem Kaufhof an der Königsallee in Düsseldorf
Die Lokalpolitik in Düsseldorf wird nun auf der Bühne verhandelt © imago / Tillmann
Miriam Tscholl im Gespräch mit Katrin Heise  · 27.01.2018
Im Stück "Düsseldorf first!" treten Mitglieder des Düsseldorfer Stadtrats als Laiendarsteller auf. Es geht um Radständer oder Mieten. Die Darsteller müssten dann auf die Publikumsabstimmung reagieren, sagt Regisseurin Miriam Tscholl, die mit diesem Format der Bürgerbühne seit Jahren experimentiert.
An vielen Theatern sind Bürgerbühnen, in denen Laiendarsteller als Experten des Alltags auftreten, ein neuer Trend. Seit der Spielzeit 2009/10 leitet die Regisseurin Miriam Tscholl die Bürgerbühne am Staatsschauspiel Dresden. Nun feiert sie am Düsseldorfer Schauspielhaus mit dem Stück !Düsseldorf first!" Premiere, in dem eine Bürgerversammlung inszeniert wird.
Mit dabei in der Laienschar sind auch örtliche Lokalpolitiker, die von ihren Erfahrungen erzählen. Es geht um Probleme der Stadt, seien es neue Fahrradwege, Radständer oder der Mietmarkt in Düsseldorf. "Das ist sehr viel Arbeit gewesen", sagte Tscholl im Deutschlandfunk Kultur über die rund dreimonatigen Proben in Düsseldorf. "Erst hatten wir einen Cast von knapp 50 Leuten, haben daraus diese elf Spieler ausgewählt, mit denen viele Interviews gemacht und haben aus diesem Interviewmaterial Textmaterial zusammengestellt, das wir dann eben auch gelernt, inszeniert, szenisch lebendig gemacht haben."

Faust in der Midlife-Krise

Es gebe aber auch ein kleines, improvisiertes Element, sagte Tscholl. Das Publikum könne abstimmen und darauf müssten die Spieler dann reagieren. "Das ist auch eine Herausforderung." Die aktive Bürgergesellschaft soll im Theater lebendig werden.
Auch bei den Bürgerbühnen sei die Bandbreite des Repertoires groß, sagte die Regisseurin. Sie habe in Dresden auch schon den "Faust" inszeniert und mit Männern in der Midlife-Krise besetzt. "50 Prozent Text ist dann Goethe und 50 Prozent die eigene Midlife-Krise, die dann da erzählt wurde."
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