Preis der Leipziger Buchmesse

Überraschende Nominierungen

Screenshot aus einem YouTube-Video der Yury der Leipziger Buchmesse
Diese Bücher wurden für 2016 ausgewählt: Screenshot aus einem YouTube-Video der Jury der Leipziger Buchmesse © Leipziger Buchmesse
Jörg Magenau und Thorsten Jantschek im Gespräch mit Joachim Scholl · 04.02.2016
Die 15 Nominierten für den Preis der Leipziger Buchmesse stehen fest. Unsere Literaturkritiker Thorsten Jantschek und Jörg Magenau haben die Kandidaten in den Sparten Belletristik und Sachbuch unter die Lupe genommen. Vor allem zwei Tendenzen fallen ihnen auf.
Literaturkritiker Jörg Magenau zeigt sich überrascht: Drei Theaterautoren, eine Lyrikerin und ein älterer Schriftsteller besetzen in diesem Jahr die Belletristikliste für den Preis der Leipziger Buchmesse.
Das klingt nicht nach neuen jungen Wilden. Und irgendwie auch gegen den Trend: Es seien zumeist Romane, die von Theatermachern für die Bühne adaptiert würden. Nun schrieben Theaterautoren die Romane gleich selbst - vielleicht um sie anschließend selbst wieder für die Bühne zu adaptieren?
Gleichwohl seien es interessante Werke: So habe Theaterautor Roland Schimmelfpfennig mit "An einem klaren, eiskalten Tag im Januar" eine Art Short Cuts vorgelegt: verschiedene Handlungsstränge, in denen es um die Erlebnisse von Kindern, eines polnischen Arbeiters, eines Alkoholikers und eines Wolfes gehe. Und mit "lone wolf" lasse sich die Stimmung des Buches gut beschreiben.
Die Sachbuch-Liste birgt Überraschendes
Guntram Vesper, mit 75 Jahren der "Oldie" unter den Belletristik-Nominierten, habe mit dem 1000-seitigen Roman "Frohburg" sein Opus Magnum vorgelegt. Und liege damit voll im Trend – denn der gehe zu umfangreichen Romanen.
Literaturkritiker Thorsten Jantschek wiederum zeigt sich ebenfalls - angenehm - überrascht von der Auswahlliste in der Kategorie Sachbuch: Es habe Seltenheitswert, dass ein naturwissenschaftliches Sachbuch - nämlich "Selbstverbrennung - nominiert werde. "Die fatale Dreiecksbeziehung zwischen Klima, Mensch und Kohlenstoff" des Klimaforschers Hans Joachim Schellnhuber hat es auf die Liste geschafft. Dies sei eine Bereicherung der Auswahl, die meistens aus Werken bestehe, die sich "der Erkundung der Kultur- und Geistesgeschichte" widmeten.
Alle 15 Nominierungen im Überblick:
Kategorie Belletristik:
• Marion Poschmann: "Geliehene Landschaften - Lehrgedichte und Elegien" (Suhrkamp)
• Roland Schimmelpfennig: "An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts" (S. Fischer)
• Nis-Momme Stockmann: "Der Fuchs" (Rowohlt)
• Heinz Strunk: "Der goldene Handschuh" (Rowohlt)
• Guntram Vesper: "Frohburg" (Schöffling & Co.)
Kategorie Sachbuch/Essayistik:
Werner Busch: "Adolph Menzel. Auf der Suche nach der Wirklichkeit" (C.H. Beck)
• Jürgen Goldstein: "Georg Forster. Zwischen Freiheit und Naturgewalt" (Matthes & Seitz)
Ulrich Raulff: "Das letzte Jahrhundert der Pferde. Geschichte einer Trennung" (C.H. Beck)
• Christoph Ribbat: "Im Restaurant. Eine Geschichte aus dem Bauch der Moderne" (Suhrkamp)
• Hans Joachim Schellnhuber: "Selbstverbrennung: Die fatale Dreiecksbeziehung zwischen Klima, Mensch und Kohlenstoff" (C. Bertelsmann)
Kategorie Übersetzung:
• Kirsten Brandt: übersetzte aus dem Katalanischen "Flüchtiger Glanz" von Joan Sales (Hanser)
Brigitte Döbert: übersetzte aus dem Serbischen "Die Tutoren" von Bora Ćosić (Schöffling & Co.)
• Claudia Hamm: übersetzte aus dem Französischen "Das Reich Gottes" von Emmanuel Carrère (Matthes & Seitz Berlin)
Frank Heibert: übersetzte aus dem Englischen "Frank" von Richard Ford (Hanser Berlin)
Ursula Keller: übersetzte aus dem Russischen "Eine Straße in Moskau" von Michail Ossorgin (Die Andere Bibliothek)