Präparierte Leichen

"Der Tod ist wie weggeschoben"

Kunstausstellung Einschnitte durch Günther von Hagens, im Rahmen der Körperwelten, Kleine Olympiahalle, München. 30.07.2014
Kunstausstellung Einschnitte durch Günther von Hagens, im Rahmen der Körperwelten, Kleine Olympiahalle, München. 30.07.2014 © Imago / Plusphoto
Klaus Vogel im Gespräch mit Timo Grampes · 16.12.2014
"Körperwelten"-Schöpfer Gunther von Hagens will in einer Ausstellung in Berlin seine plastinierten Toten präsentieren und streitet ab heute vor Gericht dafür. Klaus Vogel, Direktor des Hygiene-Museums in Dresden, kritisiert Hagens "Varieté-Anatomie" als Hochglanzästhetik ohne Spuren des Menschlichen.
Darf man Leichen ausstellen? "Körperwelten"-Schöpfer Gunther von Hagens hat jedenfalls genau das mal wieder vor. Er würde gerne eine Dauerausstellung im Gebäude des Berliner Fernsehturms einrichten, auf der dann plastinierte, also mit Kunststoff versetzte menschliche Leichen zu sehen wären. Das Bezirksamt Berlin-Mitte hat es allerdings verboten.
Gegen das Verbot hat die Ehefrau von Hagens geklagt. Und so kommt's ab heute zum Prozess vor dem Berliner Verwaltungsgericht. Dementsprechend unsere Frage des Tages heute: "Wann darf man Leichen ausstellen?"
Und sie geht an den Direktor des Deutschen Hygiene Museums in Dresden, Klaus Vogel. Er hat sich ausführlich damit beschäftigt, unter welchen Bedingungen solche Ausstellungen wissenschaftlich und würdevoll sind.
Für ihn haben die ausgestellten Körper oder Figuren in von Hagens Ausstellung nichts Menschliches mehr:
"Für mich ist das eine Art Varieté-Anatomie, Hochglanzästhetik, in der die menschlichen Körper präsentiert werden, ein einseitiges Bild des menschlichen Körpers, das uns in diesen Shows vermittelt wird, da ist der menschliche Körper von jeglichen Spuren, die das Menschliche auch ausmacht – Krankheit, Alter, Imperfektion im weitesten Sinne – befreit, und was wir sehen, ist ein perfekter, makelloser Körper, ein perfektes, makelloses Präparat."
Irritierend findet er auch, dass die Präparate nicht mehr erkennen ließen, "dass diese Menschen gestorben sind, der Tod ist wie weggeschoben".
Ansonsten gelte für die Ausstellung von Leichen, dass sie unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten präsentiert werden. Dazu gehöre, dass die Herkunft der Körper eindeutig geklärt ist – also nicht etwa aus einem Unrechtsstaat stammen, dass die Körper eben auch zum Zwecke der Forschung und zum Vergleich gezeigt würden, nicht aber als Kunst. Zudem sei es wichtig, "dass die postmortale Würde des Menschen" gewahrt werde.
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