Kostümbildnerin Adriana Braga-Peretzki

Schauspieler müssen schwitzen

05:10 Minuten
Jürgen Holtz (als Galilei) und Stefanie Reinsperger in Kostümen von Adriana Braga Peretzki. Zu sehen in dem Stück Galileo Galilei - Das Theater und die Pest im Berliner Ensemble am 18. Januar 2019 von und nach Bertolt Brecht in der Regie von Frank Castorf.
Einst von Bert Neumann an die Volksbühne geholt, arbeitet Adriana Braga-Peretzki inzwischen oft für Frank Castorf, zum Beispiel für seinen Galilei. © imago / Martin Müller
Von Michael Laages |
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Kostüme müssen zu den Schauspielerinnen und Schauspielern passen. Diese müssen sich darin aber auch reiben und schwitzen, sagt die Kostümbildnerin Adriana Braga-Peretzki. Zu sehen sind ihre Kreationen in den Inszenierungen von Frank Castorf.
Seit 27 Jahren lebt die Kostümbildnerin Adriana Braga-Peretzki in Deutschland. Aufgewachsen ist sie im armen Norden von Rio de Janeiro. Regelmäßig arbeitet sie mit Frank Castorf zusammen. Wenn dessen Menschenbild als sexistisch kritisiert wird, trifft die Erregung oft auch sie.
Das ärgert Braga-Peretzki, weil Castorf sich nicht wirklich für die Kostüme interessiert: „Er sagt immer: Ja, die Frauen müssen gut aussehen, die Männer auch. Mach das mal! Und ich versuche einfach, den Frauen ‚Empowerment‘, also Stärke und Selbstbewusstsein, zu geben.“
Den Sexismus sieht sie an anderer Stelle, nämlich da, wo ihr, der schwarzen Brasilianerin, nicht zugetraut wird, es ohne Affäre so weit gebracht zu haben. Immer wieder werde sie gefragt, ob zwischen Castorf und ihr etwas laufe.

Mit Kostümen Brücken bauen

Bert Neumann holte Adriana Braga-Peretzki einst an die Volksbühne. Wer dort mit Castorf arbeitete, hatte es nie leicht. Das gilt auch für die Schauspielerinnen und Schauspieler, wenn sie erst einmal in den Kostümen von Adriana Braga-Peretzki stecken. Diese seien nicht wirklich praktisch, gibt sie zu.
Hier gibt es eine Parallele zu Frank Castorf und Sebastian Hartmann: „Die wollen, dass der Schauspieler erst einmal ein bisschen leidet, dass er schwitzt", sagt Braga-Peretzki. "Was nützt es denn, wenn er gar keine Reibung, keinen Widerstand hat?“ Und mit ihren Kostümen gebe sie ihm etwas, "was Brücken baut, auch gedanklich".
Aber genau weil das so ist, liebt sie diesen verrückten Arbeitsprozess – und bemüht sich um die optische Persönlichkeit von jeder und jedem Einzelnen auf der Bühne.

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