"Popmusik" von Rainald Grebe

"Dadaistische Montagen"

07:11 Minuten
Der Liedermacher Rainald Grebe auf der Bühne am Klavier bei einem Konzert.
Nimmt sich selbst und sein Publikum nicht allzu ernst: Rainald Grebe. © IMAGO / BRIGANI-ART
Carsten Beyer im Gespräch mit Mathias Mauersberger · 03.02.2021
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Er wolle endlich mal eine Besprechung seiner Musik im "Rolling Stone" lesen, soll der Liedermacher Rainald Grebe gesagt haben. Vielleicht hat er deshalb ein Popalbum produziert: Mit Ironie und dem Retrosound der 1990er-Jahre, findet unser Kritiker.
Rainald Grebe ist ein Multitalent: Als Kabarettist und Liedermacher hat der gebürtige Kölner und heutige Wahl-Berliner Erfolge gefeiert, auch als Schauspieler und Theaterregisseur ist er präsent.
Vor Kurzem hat Grebe etwas gemacht, was er bislang noch nie getan hat, nämlich ein Popalbum aufgenommen. Und "Popmusik", so heißt das Werk, das in den kommenden Tagen veröffentlicht wird, ist tatsächlich ein Album der besonderen Art, findet Musikjournalist Carten Beyer.
Grebe nehme nie etwas besonders ernst, seine Stärke sei "das Übertriebene, das Augenzwinkernde, das Ironische". Deshalb bleibe auch bei "Popmusik" unklar, wie viel Ironie dahinterstecke.

Er nimmt sich und uns auf die Schippe

"Es klingt auf jeden Fall wie Popmusik, allerdings nicht unbedingt wie aktuelle von heute, sondern eher nach einem Retro-Popsound der frühen 90er – als die Musiker überhaupt erst angefangen haben, sich mit den Möglichkeiten der elektronischen Klangerzeugung vertraut zu machen", urteilt Beyer. "Das groovt nicht unbedingt, was er da macht."
Die Stücke erinnern den Musikkritiker eher an eine "leicht dadaistische Montagen aus Sounds, Beats und Samples", von der man nicht so genau wisse, ob er das wirklich ernst meine. Er nehme uns, die Hörer, aber auch ein wenig sich selbst damit "auf die Schippe".

Im Grunde seines Herzens immer Kabarettist

Genau das sei aber das Geheimnis seines Erfolgs: "Selbst wenn man die Musik nicht mag oder sich von den Texten verschaukelt fühlt, kann man Rainald Grebe nie wirklich böse sein, weil er immer signalisiert: Ich bin einer von euch. Ich mache vielleicht fiese Witze, aber ich bin nichts Besseres als ihr."
Nachdem Grebe die ostdeutschen Bundesländer allmählich "thematisch durch" habe, gehe es auf dem neuen Album um die aktuelle politische Gemengelage. Denn: "Im Grunde seines Herzens ist er ja immer noch Kabarettist." Deshalb bekämen unter anderem die AfD, Verschwörungserzähler und Coronaleugner und Leugnerinnen ihr Fett ab. Daneben gebe es aber auch wieder einige eher sentimentale Balladen.
(mkn)
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