Warum die "Heute Show" so erfolgreich ist
Politserien à la "The West Wing" oder "House of Cards" sind im deutschen Fernsehen Mangelware. Dagegen gibt es einige Formate, die sich humorvoll mit Politik auseinandersetzen. Sie seien eine gelungene Synthese aus Kabarett und Comedy, sagt Andreas Dörner.
Humor und Politik - das geht im deutschen Fernsehen offenbar gut zusammen: Jedenfalls sind Sendeformate wie die "Heute Show" oder "Die Anstalt", die sich humorvoll mit Politik auseinandersetzen, derzeit recht erfolgreich.
Seltener sind Fernsehserien, die sich mit dem politischen Geschehen auseinandersetzen. Nach dem "Kanzleramt" von 2005 ist die Mini-Serie "Eichwald MdB" eines der wenigen Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit, aber auch die war ironisch durchbrochen.
Warum das so ist und wie sich die Politik in Fernsehserien und Comedys wiederfindet, damit beschäftigt sich der Marburger Medienwissenschaflter Andreas Dörner.
Zwischen Kalauer und Erklärstück
Formate wie die "heute show" seien entstanden aus einer Synthese von Kabarett und Comedy, meint Andreas Dörner.
"Wir hatten in Deutschland eine lange Tradition des Kabaretts, die ja auch auf den Fernsehschirmen präsent war. Die war allerdings über lange Zeit immer so als Predigt für die ohnehin Bekehrten mit gewissen Standards der kritischen Attitüde gegenüber den Regierenden vor sich hingesendet worden."
Nachdem das Kabarettpublikum sozusagen allmählich ausgestorben sei, habe man nach neuen Formaten suchen müssen.
"Die Lösung lag in einer Synthese: das klassische Kabarett mit seinem kritischen Impetus auf der einen Seite und die neuen Comedy-Formate, die mit den Privatsendern seit den 80er Jahren gekommen sind, auf der anderen Seite. Das wurde zu neuen Mischungen zusammengemixt und daraus ist etwas entstanden, was offensichtlich tatsächlich viele Leute erreicht, die auch ansonsten nicht so politisch interessiert sind."
Eines der erfolgreichsten Formate dieser Art ist die "heute-show" im ZDF. Diese bekäme "die gute Balance zwischen krachendem Kalauer und investigativen Erklärstücken" recht gut hin, sagt Dörner. Formate wie die "heute show" bringen Spaß und Entspannung und operieren dabei auch auf "unteren Niveaus", beispielsweise wenn immer wieder auf das Körpergewicht von Sigmar Gabriel angespielt oder die Verteidigungsministerin als "Flinten-Uschi" tituliert würde. Auf der anderen Seite seien solche Sendungen auch mit dem einen oder anderen Erkenntniseffekt verbunden.
"Kanzleramt" war zu positiv
Ernsthafte TV-Formate hätten es dagegen schwer. Der letzte Versuch, so etwas zu lancieren, sei "Kanzleramt" im ZDF aus dem Jahr 2005 gewesen, und dieser sei "ein gigantischer Flop" geworden, obwohl sich die Macher stark an erfolgreichen ähnlichen Serien aus den USA orientiert hätten, wie z.B. "The West Wing". Darin wurden die Politiker als menschlich, aber auch aufopferungsvoll dargestellt.
"Offensichtlich wollte genau das das deutsche Publikum nicht. Ich glaube, es war zu positiv gestrickt."
Immerhin, so Dörner, sei in Formaten wie dem "Tatort" Platz für politische Themen wie Rechtsradikalismus oder Gesundheitspolitik. Eine Regel werde dabei aber immer beachtet:
"Das politische Zentrum, Berlin als das Zentrum der Macht, wird nicht oder fast nicht thematisiert, wenn dort politische Helden auftauchen, sind es Staatsanwälte, Kommissare, engagierte Bürger, die dann den Tag retten, die sozusagen dafür sorgen, dass die Gerechtigkeit siegt, die auch vermeiden, dass ein zu negatives Bild vom politischen Zentrum gezeichnet wird."
Info: Andreas Dörner ist Teilnehmer bei dem Panel "Wie sich das Fernsehen die Politik neu erfindet: Formate des Politischen in Serien und Comedy", das im Rahmen der zweitägigen, vom Deutschlandradio mitorganisierten Konferenz "Formate des Politischen" stattfindet.