Podcasts zu TV-Serien

Gebt uns mehr als labernde Schauspieler!

33:10 Minuten
Olivia Colman als Queen und Josh O'Connor als Prinz Charles.
Olivia Colman als Queen Elisabeth II. und Josh O'Connor als Prinz Charles: Der Podcast zu "The Crown" ist alles andere als königlich. © imago images / Prod.DB
Von Heiko Behr, Sebastian Dörfler und Carina Schröder · 13.11.2020
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Ob HBO oder Netflix: Offizielle Podcasts zu TV-Serien sind auf dem Vormarsch, nicht erst seit Corona. Muss man jetzt zum Serienschauen auch noch die zugehörigen Produktionen hören, oder ist das nichts als PR auf einem anderen Kanal?
Mit dem begleitenden Podcast zu der HBO-Serie "Chernobyl" feierte im vergangenen Jahr das Genre der Serienpodcasts einen Durchbruch: Millionen hörten die begleitenden Gespräche zwischen dem NPR-Moderator Peter Sagal und dem Showrunner Craig Mazin. Mazin machte darin transparent, welche Quellen er für sein Dokudrama über die Nuklearkatastrophe nutzte. Der Stoff erreichte so ein Publikum, das weit über die üblichen Serienguckerinnen und -gucker hinaus ging, und der Podcast wurde zum Vorbild.
Solche "Companion-Podcasts", in denen Macherinnen und Macher ihre Serien erklären, gehören seitdem zu einer festen Größe der Unterhaltungsindustrie.

Hintergründe oder "Hollywood-Promotour"?

Sie würden vor allem bei historischen Stoffen gut funktionieren und dann, wenn sie wirklich tief in die Materie gingen und den Fans einer Serie mehr Informationen und Erklärungen böten, sagt Hanna Huge, Co-Gründerin von Serienjunkies.de und Host und Produzentin des Serienjunkies-Podcasts: "Einfach nur ein ,Behind the Scenes’ in Audioversion darbieten zu wollen, reicht manchmal nicht".
Während HBO an diesen Erfolg auch mit dem Podcast zur Serie "Watchmen" andocken konnte, setzt Netflix bisher vor allem auf sogenannte "Cast-Podcasts" – wie im Fall von "The Crown". In dem Podcast zur Serie sprechen unter anderem Schauspielerinnen und Schauspieler seit der dritten Staffel Folge für Folge durch, was in der Serie passiert. Über Podcast-Redakteurin Carina Schröder kann dieses Format – anders als die Serie – jedoch nicht überzeugen. Der Podcast ließe viele Fragen offen und wirkte eher "wie eine Hollywood-Promotour, wo man die Schauspieler hinsetzt, die dann sagen können: ‚Das war alles so wundervoll, wir haben so toll gedreht'. Ich möchte da mehr Content haben."
Diese Form des Serienpodcasts wurde vor allem 2016 mit dem Podcast "The West Wing Weekly" bekannt. Er startete zehn Jahre nachdem die Serie bereits abgelaufen war. Seitdem sei eine Flut an ähnlichen Podcasts auf dem Markt gekommen, sagt Hanna Huge. Und die Coronakrise trage ihren Teil dazu bei – "weil ja auch viele Schauspielerinnen und Schauspieler zu Hause waren, und die technischen Möglichkeiten bestehen, relativ einfach einen Podcast zu machen".
Gemeinsam ist den Serienpodcasts vor allem eins: Sie bedienen das Bedürfnis, die lieb gewonnenen Erzählungen weiterzuspinnen. Die Show muss immer weitergehen. Und das Loslassen in der Unterhaltungsindustrie wird mit den begleitenden Podcasts nicht gerade leichter.

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