Podcast "Cui Bono"

Mit Ken Jebsen im Kaninchenbau

10:48 Minuten
In einer Menschenmenge steht ein Mann mit dunklen Haaren und schaut kritisch nach schräg links oben. Es handelt sich um Ken Jebsen.
Ken Jebsen bei einer Demonstration: eine charismatische Figur mit eigenem Sprachduktus. © picture alliance / dpa | Felix Zahn
Khesrau Behroz im Gespräch mit Max Oppel · 14.06.2021
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Wie wurde aus dem Moderator Ken Jebsen ein einflussreicher Verschwörungsideologe? Ein neuer Podcast zeichnet seinen Radikalisierungsprozess nach. Der 11. September sei ein Erweckungsmoment für Jebsen gewesen, sagt Podcastmacher Khesrau Behroz.
Ken Jebsen ist heute einer der bekanntesten Köpfe der Verschwörungstheoretiker-Szene. Zuvor arbeitete er lange beim rbb: Beim Jugendradio Fritz wurde er mit seiner Sendung KenFM zu einem bekannten Moderator. Nachdem er diesen Job verloren hatte, startete er auf Youtube und mit einer eigenen Website eine zweite Karriere als reichweitenstarker Verschwörungsideologe.
Jebsens Weg von den öffentlich-rechtlichen in die alternativen Medien und in den Dunstkreis des Rechtsextremismus zeichnet der sechsteilige Podcast "Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen?" nach. Mitproduziert wurde er auch vom rbb, Jebsens früherem Arbeitgeber. Anhand von Jebsens Laufbahn wolle man erklären, wie Verschwörungstheorien und die Methoden von Verschwörungstheoretikern funktionieren und welche Auswirkungen sie hätten, sagt Podcastautor Khesrau Behroz.
Die Anschläge vom 11. September beschreibe der Podcast als eine Art "Erweckungsmoment" von Jebsen, berichtet Behroz. KenFM auf Fritz habe danach eine stärkere Politisierung erfahren, und Jebsen selbst habe die Anschläge "die größte Terrorlüge" genannt, während er gleichzeitig noch im öffentlich-rechtlichen Radio moderierte.

Plattform für viele Stimmen aus der Szene

Jebsen lege sich bei anderen Verschwörungsmythen zwar selten fest. Mit seiner weiterhin KenFM benannten alternativen Nachrichtenplattform biete er jedoch vielen Stimmen aus der Szene sehr viel Raum und legitimiere sie dadurch auch.
"Inwiefern er tatsächlich all die Dinge, die die anderen Leute da von sich geben, selber glaubt, auch unterstützt und verbreitet, das kann man natürlich nicht zu 100 Prozent sagen", so Behroz. "Aber er versucht, zu allen möglichen Erklärungen eine alternative Erklärung zu finden und zu bieten."
Für Behroz liegt darin auch die – in Anführungszeichen – Stärke von Jebsens Website: "Wenn man sich einmal auf diese Plattform verläuft, weil man Ken Jebsens Ideen zu 9/11 beispielsweise gehört hat, dann kommt man in so eine Art Kaninchenbau, wo man ganz viele andere alternative Realitäten findet." Das sei eine Falle, in die ganz viele Leute tappen würden.

"Nachweislich antisemitisch"

Die Diskussion um Jebsen begann mit dem Vorwurf des Antisemitismus, der rbb beendete die Zusammenarbeit mit ihm aber mit einer anderen Begründung. "Wir beschreiben in unserem Podcast tatsächlich sehr viele Situationen, mit denen wir belegen können, dass Jebsen im Verlauf seiner Karriere und bis heute immer wieder antisemitische Ressentiments bemüht", sagt Behroz und nennt ein Beispiel: "Das Tragen von Masken, diese Verordnungen mit der Judenverfolgung im Dritten Reich zu vergleichen, das ist nachweislich antisemitisch."
Behroz sagt, er könne durchaus nachvollziehen, warum Menschen auf Ken Jebsen reinfallen. Dieser sei eine charismatische Figur, sein ganz eigener Sprachduktus bleibe hängen. Und: "Alles, was Ken Jebsen sagt, sagt er mit einer absoluten Sicherheit. Da ist kein Zweifel in seiner Sprache und in seinen Worten zu hören."
(jfr)

"Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen?"
Podcast von Studio Bummens, NDR, rbb und K2H

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