Plädoyer für ein Bundesbildungsgesetz

Der Vorsitzende des Bundeselternbeirats, Wilfried Steinert, hat sich für ein Bundesbildungsgesetz ausgesprochen und eine weitere Kleinstaaterei in der Bildungspolitik entschieden abgelehnt. In Kooperation von Bund und Ländern müssten darin Eckdaten ausgearbeitet werden, in deren Rahmen sich die einzelne Schule in Deutschland entwickeln könne, sagte Steinert am Dienstag im Deutschlandradio Kultur.
Die Bildungsstandards seien bereits ein wichtiger Schritt in diese Richtung, erklärte der Schulleiter. Sie müssten aber vom Bund mit begleitet werden. Zusätzlich forderte er Standards für die Ausbildung der Lehrer: "Die Lehrerbildung ist dringend reformbedürftig." Er verwies auf ein Modell, dass der Bundeselternrat in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag vorgestellt habe:

"Bisher hat noch keine Universität es aufgegriffen." Danach müsse vor dem Beginn des Studiums geprüft werden, ob ein Kandidat für die Arbeit mit Kindern geeignet sei. Ebenso sollten die Studenten bereits im Studium Unterrichtserfahrungen sammeln, fuhr Steinert fort.

Nach Ansicht des Schulleiters hat die Bildungspolitik in den vergangenen Jahren eine größere Bedeutung bekommen. Davor sei aber die Entwicklung ignoriert worden: "Wir sind eigentlich in den letzten Jahren in dem Glauben gewesen, dass es in Deutschland ganz gut geht. Pisa hat uns wachgerüttelt. Eigentlich könnten wir es schon seit Jahrzehnten wissen, dass es bergab gegangen ist."

Nach der Bundestagswahl müsse die Bildungspolitik den verdienten Stellenwert bekommen, betonte Steinert. Er warnte davor, dass das Bundesbildungsministerium sogar ganz abgeschafft werden könnte: "Wir brauchen starke Persönlichkeiten, die Bildung in Deutschland voranbringen, auf Bundesebene und Länderebene. Es geht nur gemeinsam."

Die Rolle der Eltern in der Bildungspolitik wächst laut Steinert: "Wir sind als Eltern nicht länger bereit, uns zum Spielball der Politik machen zu lassen." Eltern hätten aber noch immer Angst, sich einzumischen, weil dies auf dem Rücken ihrer Kinder ausgetragen werden könnte: "Hier brauchen wir Zivilcourage."
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