Ganztagsschule und Religionsunterricht

Von Jens P. Rosbach |
Während die SPD stolz auf ihre Investitionen in die Ganztagsschule verweist, kommt das Thema bei der CDU gar nicht vor. Sie hat stattdessen den Religionsunterricht ganz nach oben gesetzt. Die Liberalen wollen eine "bessere Vermittlung wirtschaftlichen Handelns". Und die Grünen legen Wert auf "Menschenrechtsbildung".
Das Top-Thema in den Wahlprogrammen: die Ganztagsschule. "Die Ganztagsschule soll Begabungen der Kinder und Jugendlichen fördern und Defizite kompensieren", heißt es etwa bei der FDP. Und: "Wir wollen Frauen und Männern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen, ohne dass sie um die Betreuung ihrer Kinder Sorge tragen müssen."

Die SPD verweist in ihrem Wahlmanifest stolz auf die vier Milliarden Euro, die die Bundesregierung den Ländern für 10.000 neue Ganztagsschulen zur Verfügung stellt. Die Grünen schimpfen allerdings in ihrem Wahlpapier auf die Unionsländer, die, Zitat: "blockieren auch heute noch die Umsetzung des Ganztagsschul-Programms und dessen Ausbau". Das CDU/CSU-Material erwähnt die Ganztagsschule mit keinem Wort.

Differenzen gibt es auch zwischen den jeweils proklamierten Unterrichtsinhalten. Im Unionsprogramm etwa steht der Religionsunterricht ganz oben auf der Agenda: "Die Schule muss einen Beitrag dazu leisten", liest man dort, "dass die Schülerinnen und Schüler auf die Frage nach Gott und nach verbindlichen ethischen Maßstäben Antworten finden können." Die Sozialdemokraten setzen sich besonders dafür ein, dass verstärkt islamischer Religionsunterricht angeboten wird - und zwar "von in Deutschland ausgebildeten oder anerkannten Lehrerinnen und Lehrern".

Die Liberalen wollen in den Schulen eine, Zitat, "bessere Vermittlung wirtschaftlichen und insbesondere unternehmerischen Handelns". Und die Grünen legen Wert auf "Menschenrechtsbildung".

Weitere Projekte in den Wahlprogrammen: einheitliche Bildungsstandards, Schul-Autonomie sowie eine Reform der Lehrerausbildung. Die PDS geht mit ihren Forderungen am weitesten: Sie würde am liebsten das gesamte dreigliedrige Schulsystem umkrempeln – zugunsten einer Einheitsschule, wie sie schon in der DDR existierte.

Sie können das Gespräch zum Thema mit dem Vorsitzenden des Bundeselternrates, Wilfried Steinert, in der rechten Spalte als Audio hören.

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