Pharell Williams

Einfach machen

Pharell Williams mit seiner Band auf der Bühne des Glastonbury Festival of Contemporary Performing Arts im britischen Somerset an 26. Juni 2009.
Klatschen, Singen, sich bewegen - am besten zusammen mit anderen, das macht glücklich. So sieht es der US-amerikanische Sänger Pharell Williams. © picture alliance / dpa / epa Jonathan Brady
Von Florian Werner |
Egal, wo du bist, was du bist und wie du dich fühlst - du kannst dich glücklich machen. Das verkündet der Sänger, Songwriter und Produzent in seinem neuen Hit "Happy". Der wichtigste Beitrag zur Glücksphilosophie dieses Sommers.
"It might seem crazy what I'm about to say,
Sunshine, she's here, you can take a break …"
"Happy" beginnt − für einen solch gutgelaunten Song ungewöhnlich − mit einer Warnung: "It might seem crazy what I'm about to say …" Wer das folgende Lied hört, könnte den Sänger für verrückt halten! Pharrell Williams – oder die Persona, die er verkörpert − etabliert sich damit gewissermaßen als Seher, als Prophet: Er bewegt sich an der Grenze zwischen Vernunft und Verrücktheit, zwischen Ratio und Traum, zwischen der irdischen Welt und einer höheren Sphäre.
"I'm a hot air balloon that could go to space
With the air, like I don't care, baby by the way …"
Er steigt auf wie ein "hot air balloon", wie ein Heißluftballon. Er fliegt bis in den Weltraum und empfiehlt sich so als Mittler zwischen Himmel und Erde. Und welche frohe Botschaft bringt er von dort oben mit?
"Because I'm happy
Clap along if you feel like a room without a roof
Because I'm happy
Clap along if you feel like happiness is the truth
Because I’m happy …"
Alle können mitfliegen
Er ist also glücklich. Warum, dazu schweigt des Sängers Höflichkeit, aber er möchte dieses Gefühl unbedingt mit seinen Hörern teilen: Sie sollen in die Hände klatschen und dadurch zu Mitmusikern, Mitgerissenen, zu seinen Co-Piloten werden. "Singend und tanzend äußert sich der Mensch als Mitglied einer höheren Gemeinsamkeit", heißt es in Friedrich Nietzsches Geburt der Tragödie: "Er hat das Gehen und das Sprechen verlernt und ist auf dem Wege, tanzend in die Lüfte empor zufliegen."
"Because I'm happy
Clap along if you know what happiness is to you
Because I'm happy
Clap along if you feel like that's what you wanna do"
Die Bedingungen für das Mitfliegen werden dabei von Zeile zu Zeile gesenkt: Wendet sich der Text zunächst nur an Menschen, die sich unbehaust fühlen – "like a room without a roof“ −, spricht er in der zweiten und dritten Zeile jene an, die das Wesen des Glücksgefühls bereits zu kennen glauben. Und schließlich werden rundheraus alle zum Mitklatschen eingeladen, die eben mitklatschen wollen: "if you feel like that's what you wanna do …". Viel barrierefreier kann man eine Aufforderung zur Teilhabe nicht formulieren.
"Because I'm happy
Clap along if you feel like a room without a roof
Because I'm happy …"
Die bewegte Gemeinschaft
Was Glück sei und wie es zu erlangen ist, zählt seit der Antike zu den zentralen Fragestellungen der Philosophie; von den Autoren der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung wurde "the pursuit of happiness" sogar in den Status eines individuellen Freiheitsrechts erhoben. Kein Wunder also, dass ausgerechnet ein Amerikaner den wichtigsten Beitrag dieses Sommers zur Glücksphilosophie geleistet hat: Das wahre Glück, so lehrt uns Pharrell Williams, liegt − zumindest für 3 Minuten und 53 Sekunden − in der tanzenden, klatschenden Gemeinschaft.
"Because I'm happy
Clap along if you feel like that's what you wanna do
C’,mon!"
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