Peter Heises "König und Marschall"

Tyrannenmord im Staate Dänemark

Der Dirigent Michael Schønwandt
Dirigent Michael Schønwandt wird in dieser Sendung auch Auskunft über Inhalt und Bedeutung der Oper geben. © Marc Ginot/rbartists
Moderation: Volker Michael · 19.09.2020
Dänemark hat eine eigene starke Operntradition, was nur selten im Rest Europas wahrgenommen wird. Peters Heises tragisches "Drot og Marsk" ist hier in einer Produktion der Königlichen Oper Kopenhagen von 2019 zu hören. Michael Schønwandt dirigiert.
Im Mai 2019 haben Michael Schønwandt, Solistinnen und Solisten und Chor und Orchester der Königlich Dänischen Oper die große romantische Oper "König und Marschall" von Peter Heise in Kopenhagen gespielt. Der Dänische Rundfunk hat uns diese Aufnahme im Rahmen von Euroradio zur Verfügung gestellt.
Weil europaweit Opern derzeit wegen der Coronapandemie immer noch nicht gespielt werden können, hat der Dänische Rundfunk die Geltungsdauer der Weitergabe noch verlängert. Deshalb bieten wir Ihnen auch an dieser Stelle diese Aufnahme.
Der Komponist Peter Heise in einem zeitgenössischen Porträt
Der Komponist Peter Heise in einem zeitgenössischen Porträt© Königliche Bibliothek Kopenhagen
Schønwandt wird in dieser Sendung Auskunft geben über Inhalt und Bedeutung der Oper. Es ist etwas faul im Staate Dänemark, das trifft auf jeden Fall zu auf das Reich Eriks des Fünften, genannt "Glipping". Der Spitzname bedeutet wohl "der mit den blinkenden Augen", weil Erik regelmäßig darauf aus war, Frauen zu verführen. Die Geschichte dieses Königs, der in einem Komplott ermordet wurde, ist seit vielen Epochen immer wieder ein großes Thema in der dänischen Theater- und Musikkultur.

Mit Verdi in einer Liga

Peter Heise ist in Dänemark vor allem für seine Lieder bekannt - und für diese eine Oper, "Drot og Marsk" (König und Marschall). Das ist ein veritables Musikdrama, das es mit Verdis Werken und vielen anderen europäischen Opern aufnehmen kann. Sowohl packende Dramatik, aufwühlende Massenszenen wie lyrische Lieder und bewegende Arien hat Heise dafür geschaffen.
Zwei Jahre hat Heise in Leipzig studiert und sich später auch noch intensiv in Italien umgehört. Doch das meiste an seiner Musik ist genuin dänisch. Man sollte nie vergessen, dass die zu hörende Dänische Königliche Kapelle das älteste Orchester Europas ist. Mehr als einhundert Jahre älter als zum Beispiel die Staatskapelle Berlin, die im Jahr 2020 ihr 450-jähriges Bestehen feiert.
Die Handlung der Oper spielt im 13. Jahrhundert in einer Zeit großer politischer Unruhe - noch vor der Reformation und der großen skandinavischen Union. Die Personen und die Ereignisse haben keine historische Relevanz, sie sind allerdings in vielen Theaterstücken, Dichtungen und Musikwerken Dänemarks immer wieder gewälzt worden.
Viel wichtiger ist sicher die universelle Bedeutung der Handlung – gibt es den gerechten Tyrannenmord? Oder hat jede Gewalttat, so gerecht sie auch sei, nicht noch viel mehr Gewalt zur Folge?

Er hätte es wissen müssen

Die handelnden Personen sind König Erich von Dänemark genannt Glipping und sein Marschall Stig Andersen. Ebenso wichtig sind die beiden Frauenfiguren Aase, das Köhlermädchen, das der König als erste freit und verführt, um sie dann bald zu Gunsten von Ingeborg zu vergessen, der jungen keuschen Gattin des Marschalls.
Marschall Stig Andersen gibt Ingeborg in die Obhut des Königs, als er gegen die Schweden in den Krieg zieht. Das kann nicht gutgehen, Stig Andersen hätte das wissen müssen. Aber zu einem guten Drama gehört halt eine große Portion Unvermeidbarkeit.
Königlich Dänisches Opernhaus, Kopenhagen
Aufzeichnung vom 22. Mai 2019
Peter Heise
"Drot og marsk" (König und Marschall)
Oper in vier Akten auf ein Theaterstück von Carsten Hauch
Libretto: Christian Richardt

Reichsmarschall Stig Andersen - Johan Reuter, Bariton
König Erik von Dänemark - Peter Lodahl, Tenor
Rane Johnsen, ein Höfling - Gert Henning-Jensen, Tenor
Des Marschalls Frau Ingeborg - Sine Bundgaard, Sopran
Aase, ein Köhlermädchen - Sofie Elkjaer Jensen, Sopran
Graf Jakob van Halland - Morten Staugaard, Bass
Jens Grand, Archidiakon - Simon Duus, Bassbariton
Herold - Teit Kanstrup, Bariton
Chor und Orchester der Königlich Dänischen Oper
Leitung: Michael Schønwandt

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