Permanente Gefahr

Australiens junge Terrorverdächtige

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Australiens Premier Malcolm Turnbull: "So beweglich sein wie die Terroristen." © picture alliance / dpa / MAXPPP
Von Udo Schmidt · 07.12.2015
Australien ist besorgt angesichts möglicher Anschläge durch Einzeltäter, die sich von Gruppen wie dem sogenannten Islamischen Staat inspiriert fühlen. In den vergangenen Monaten gab es mehrere Angriffe - und die Angreifer werden immer jünger.
Australien ist geschockt. Die Sicherheitsbehörden ermitteln gegen einen erst 12-jährigen Terrorverdächtigen. Nach Recherchen des australischen Fernsehsenders ABC taucht der 12-Jährige in Gerichtsdokumenten auf, als einer von 18 verdächtigen Extremisten. Er soll in Kontakt mit einem ebenfalls nur 15-Jährigen gestanden haben, der vor zwei Monaten einen Mann vor einer Polizeiwache in Sydney erschossen hatte. Andrew Colvin von der australischen Bundespolizei:
"Wir sind wirklich geschockt. Es ist sehr besorgniserregend, dass die Täter immer jünger werden. Es ist schlimm, was vor der Polizeiwache in Paramatta geschehen ist, und es ist Anlass zu großer Sorge, dass dort der Täter auch nur 15 Jahre alt war."
Mit Extremismus und Radikalisierung beschäftigte sich vor einigen Wochen in der Hauptstadt Canberra eine Konferenz mit Vertretern der Bundes- und Länderbehörden Australiens. Australiens Premier Malcolm Turnbull:
"Wenn wir jetzt mit diesen Bedrohungen umgehen, mit Menschen, die versuchen, bereits Jugendliche zu Terroristen zu machen, dann müssen wir genauso beweglich sein wie sie. Wir müssen neuen Ideen gegenüber aufgeschlossen sein."
Zusammenarbeit mit muslimischer Gemeinde
Was das heißt im Umgang mit jugendlichen Extremisten, sagt Turnbull nicht. Australien ist die erfolgreichste multikulturelle Gesellschaft der Welt, fügt der Premierminister noch hinzu, dies dürfe nicht infrage gestellt werden. In diesem Sinne sieht Greg Moriarty, der die Anti-Terror-Maßnahmen Australiens koordiniert, die unbedingte Notwendigkeit, eng mit der muslimischen Gemeinde Australiens zusammenzuarbeiten:
"Es ist ganz wichtig, dass wir neben der härteren Bekämpfung des Terrorismus auch an den Respekt vor der muslimischen Gemeinde denken. Das muss gar nicht extra betont werden. Die Muslime Australiens arbeiten mit uns Seite an Seite."
Ein multikulturelles Einwanderungsland
Aber was heißt das in einem Land mit großer muslimischer Gemeinde, in einem wirklich multikulturellen Einwanderungsland, in dem nach mehreren Geiselnahmen, Anschlägen und Anschlagsversuchen eine anti-muslimische Stimmung wächst, die das Modell Australien gefährden könnte. Der gerade abgesetzte konservative Premier Tony Abbott hatte auf harte Gegenmaßnahmen gesetzt, auf Passentzug und Aberkennung der Staatsbürgerschaft etwa, sein eher liberaler Nachfolger Malcolm Turnbull baut nun auf, neben den notwendigen Polizeieinsätzen. Anti-Terror-Koordinator Greg Moriarty:
"Wir müssen noch besser mit den Herausforderungen umgehen, die extreme Ideologien an uns stellen. Wir müssen bessere Programme zur Vorbeugung anbieten, wir müssen junge Leute davon abhalten, sich zu radikalisieren, wir müssen Einfluss nehmen auf die, die gefährdet sind."
Und das sind in Australien zunehmend ganz junge Menschen. In Melbourne wurde ein 17-jähriger festgenommen, der einen Anschlag mit Rohrbomben geplant haben soll, ebenfalls in Melbourne griff ein 18-jähriger zwei Polizisten mit einem Messer an und wurde erschossen, in Sydney plante eine Gruppe Jugendlicher, zum ANZAC-Day, dem australischen Kriegsveteranentag, Teilnehmer anzugreifen und nach dem Vorbild der Terrorgruppe Islamischer Staat zu enthaupten.
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