Paul Celan und Friedrich Hölderlin

Zwei wie von einem anderen Stern

56:06 Minuten
Porträt von Paul Celan links und Friedrich Hölderlin rechts.
Zwei deutsche Dichter, dazwischen 150 Jahre Distanz. Doch sie haben weit mehr gemeinsam, als man zunächst meinen würde. © picture alliance / Richard Koll, imago images / UIG/ Ken Welsh
Von Helmut Böttiger · 07.06.2020
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150 Jahre liegen zwischen Friedrich Hölderlin und Paul Celan. Doch sie eint verblüffend viel: Beiden war die Dichtung existenziell wichtig, beide waren sprachlich unvorstellbar radikal - und beide widersetzten sich ihrer Zeit.
Beziehungen existieren nicht einfach und können daher nicht gefunden werden, so sehr man auch sucht – sie müssen gestiftet werden. Nicht immer sind es Menschen, die dies tun. Und schon gar nicht entstehen Beziehungen notwendig mit Bedacht. Auch Zufälle können sie stiften und Zusammenhänge herstellen, erst recht natürlich Ordnungssysteme aller Art: Farbe, Größe, Zahlen.

Beziehung über den Abstand von 150 Jahren

Auch in der Literatur treten Beziehungen keinesfalls nur durch Vorbilder, Freundschaften, Anleihen, Bezüge, Themen, Stile und so weiter zutage. Auch durch Jahreszahlen. Dieses Jahr vereint zwei Jubiläen, die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten: Vor 250 Jahren wurde Friedrich Hölderlin geboren, vor 100 Jahren Paul Celan.
Zwischen den beiden Dichtern deutscher Sprache liegen genau 150 Jahre. Ja, und? Ist das bedeutsam? Und falls ja, was bedeutet es? Sind die Lyriker nicht allzu unterschiedlich? Ist die erkleckliche Zeitspanne zwischen ihnen nicht eher ein Abgrund denn eine Beziehung? Und handelt es sich bei der Wendung "zwischen ihnen" nicht um einen Taschenspielertrick, mit dem alle möglichen, aber eben auch beliebige Beziehungen herzustellen sind?

Wie von einem anderen Stern

Feature-Autor Helmut Böttiger ist der Auffassung, dass ungeachtet der offensichtlichen Unterschiede, wozu natürlich zuallererst die historischen Umstände zählen, Hölderlin und Celan einiges gemeinsam haben. Beider Vorstellungen von Dichtung und Sprache ähneln sich in ihrer Radikalität, ebenso wie ihr archaisch anmutendes Pathos.
Hölderlin wie Celan gehen über die Alltags- und Normsprache ihrer Zeit weit hinaus, sprengen sie und gelten bei den Zeitgenossen als schwierig, ja hermetisch. Beide schienen wie von einem anderen Stern zu kommen – unter die Deutschen.
(pla)
Das Manuskript können Sie hier herunterladen.

Es sprachen: Wolfgang Condrus, Alexander Radszun, Tonio Arango
Ton: Ralph Perz
Regie: Klaus-Michael Klingsporn
Redaktion: Jörg Plath

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