Déjà-vu mit Harry Hirsch und Susi Sorglos
"Otto - Die Ausstellung" ist jetzt in Hamburg zu sehen. Unser Korrespondent Axel Schröder hat bisher verborgene Talente des Komikers entdeckt - und sich die Entstehungsgeschichte des "Ottifanten" schildern lassen.
Wo kommt er eigentlich her, der Ottifant? Diese mausgraue Kreatur, die Otto Waalkes fast schon sein Leben lang begleitet und auch einen zentralen Platz in "Otto - Die Ausstellung" einnimmt, entwarf eine Kinderhand, erzählte der Komiker, Buchautor, Filmemacher und Maler heute in Hamburg:
Ergebnis eines missglückten Selbstporträts
"Der Ottifant ist das Resultat eines missglückten Selbstporträts. Eine Profilzeichnung. Ich weiß noch, als Elfjähriger versuchte ich mich zu zeichnen. Und das ist mir nicht gelungen. Die Nase war zu lang, die Augen waren irgendwie zu groß. Und dann habe ich es verändert. Habe die Nase noch länger gemacht, zu einem Rüssel umgeformt, vier Beinchen druntergemalt, zwei Öhrchen und dann habe ich die Elefantenfigur 'Ottifant' genannt!"
Die Liebe zum Zeichnen hat sein Vater in ihm geweckt. Kunst studiert, die Techniken erlernt hat Otto Waalkes in Hamburg. Dort hängen ab heute die mit viel Akribie und Liebe zum Original gemalten Parodien großer Kunst. Caspar David Friedrichs Kreidefelsen, Jeff Koons aufgeblasene Ballon-Pudel, Picassos "Mädchen mit Taube". Und kein Werk ist sicher vor den "Ottifanten", die natürlich auch auf den Hockern in der erleuchteten Eckbar von Edward Hopper sitzen, sich in die Kunst der großen Maler hineinschummeln. Die Parodien hat Otto Waalkes mit den Materialien gemalt, mit denen auch die Originale entstanden sind. Und das sei nicht immer ganz einfach gewesen, erzählt der Künstler:
Schichtenmalerei und stoffliche Unterschiede
"Die Altmeister haben ihre Farben ja selbst gemischt und selbst angerührt und den ganzen Wahnsinn gemacht. Um dann mit Schichtenmalerei stoffliche Unterschiede darzustellen, dass Du ein Gefühl dafür hast und dem Realismus sehr nahe bist, das schafft man natürlich nicht immer mit meiner Leidenschaft als Maler. Ich versuche den Stil zu kopieren. Um inhaltlich da ein bisschen ranzukommen. Aber es wird ja dann parodistisch, wenn ich meinen 'Ottifanten' da mit einbringe und das breche: die Seriosität und die Ernsthaftigkeit."
Neben diesen Parodien, erzählt die Kuratorin Caroline Schröder, werden in der Ausstellung aber die ganze Bandbreite und die Anfänge von Otto Waalkes Zeichen- und Bühnenkunst präsentiert:
"Wir haben einen Raum mit seinen Zeichnungen, wo es vor allem um die frühen Sachen geht. Seit den Siebziger-, Achtzigerjahren gibt es ja sehr schöne Zeichnungen, die auch an 'Neue Frankfurter Schule' erinnern. Einen Raum haben wir 'Otto live' genannt, denn Otto fing ja 1970 an in Hamburg zu spielen, live aufzutreten. Dann gibt es einen ersten Live-Mitschnitt, die frühen WDR-Shows, die ersten Comedy-Shows im deutschen Fernsehen zu sehen."
Und diejenigen, die mit Ottos Humor großgeworden sind, erleben beim Rundgang durch die Ausstellung ein Déjà-vu nach dem anderen, treffen auf den rasenden Reporter "Harry Hirsch", auf "Susi Sorglos" und die etwas andere Version vom "Hänsel und Gretel"-Märchen.
Von politischen Witzen, sagt Otto Waalkes, hat er die Finger gelassen. Denn was bringen Scherze über Breschnew oder Theodor Heuss, die heute keiner mehr kennt?
"Mir geht es um das Menschliche bei meinem Humor. Und deswegen bin ich immer noch dabei. Merkwürdigerweise. 'Stammt der Menschen vom Affen ab, stammt der Menschen vom Affen ab? Stumpft das Kind beim Gaffen ab? Macht die Frau beim Schaffen schlapp? Wie lang ist ein Giraffengrab? Wo werden die Karaffen knapp? Schafft der Papst die Pfaffen ab? Legt Mann im Bett die Waffen ab? Was tun, wenn ich 'nen Schlaffen hab'?' Das hat immer noch funktioniert. Bis heute noch. Hat so eine gewisse Zeitlosigkeit."
Gelungene Gesamtschau eines umfangreichen Werks
"Otto - die Ausstellung" ist im besten Sinne leichte, aber gute Unterhaltung. Eine gelungene Gesamtschau, bei der die Gemäldeparodien, die seit 2010 entstanden sind, am überraschendsten sind. Zeigen sie doch die ganze Vielseitigkeit und die Talente des ewigen Ostfriesen.
"Menschen arbeiten, um zu arbeiten und vergnügen sich, um sich zu vergnügen. Wenn Du es aber schaffst, die zu vergnügen, um zu arbeiten und das miteinander zu verbinden, dann ist es sehr beneidenswert, das ist ein Idealzustand. Das funktioniert bei mir ganz gut. Mir macht die Arbeit einfach Spaß."
Und genau das merkt man der Ausstellung an.