Oper "Violetter Schnee" in Berlin

Harmloser Untergang im Schneegestöber

Auf der Bühne sieht man im Schneegestöber im Licht einer Art Straßenlaterne Georg Nigl als Peter, Elsa Dreisig in der Rolle der Natascha und das Ensemble.
Trotz stimmungsvoller Bilder fehlen der Oper "Violetter Schnee" Entschlossenheit und eine Handlung, kritisiert Uwe Friedrich. © Monika Rittershaus
Von Uwe Friedrich · 13.01.2019
Passend zur Jahreszeit feierte die neue Oper "Violetter Schnee" des preisgekrönten Komponisten Beat Furrer Premiere an der Berliner Staatsoper. Fazit-Kritiker Uwe Friedrich ist ins Schneetreiben eingetaucht, suchte aber vergeblich nach einer Handlung.
Der unaufhaltsam fallende Schnee bringt den Untergang für fünf Menschen, die keinen Ausweg mehr sehen. Eine rätselhafte Figur erscheint, Botin aus einer Anderwelt, die zunächst das Bild "Heimkehr der Jäger" von Pieter Bruegel beschreibt.
Das Ensemble der Opernaufführung "Violetter Schnee" von Beat Furrer agiert auf der Bühne hinter einer Projektion des Pieter Bruegel Bildes "Jäger im Schnee" auf eine durchsichtige Gaze-Leinwand. 
Szenenausschnitt aus der Oper "Violetter Schnee" von Beat Furrer© Monika Rittershaus
Folgerichtig beginnt die Inszenierung von Claus Guth im Wiener Kunsthistorischen Museum, wo das epochemachende Gemälde heute hängt. Ausschnitte daraus werden auf einen Gazevorhang projiziert und verschwimmen im Unscharfen, gehen ins Schneegestöber über und verschwinden aus dem Blickfeld.

Der Kälte trotzen und entkommen

Für die folgenden Szenen entwarf Bühnenbildner Étienne Pluss ein Apartment mit Kamin, in dem die eingeschneite Gesellschaft zunächst die Möbel verfeuert, um der Kälte zu trotzen, dann über endlose Treppen und Flure zu entkommen versucht. Sie landen auf einer Straße im Schneetreiben, wo sie wiederum Personen aus Bruegels Gemälde begegnen.

Kaum Handlung, aber geschmackvolle Bilder

Zeiten und Erzählebenen verschwimmen, von einer Handlung im engeren Sinne kann kaum die Rede sein. Vielmehr entwirft Regisseur Claus Guth geschmackvoll beleuchtete Tableaux vivants im stimmungsvollen Winter. Bedrohlich wirkt das jedoch nie, nacheinander breiten die Protagonisten ihre Befindlichkeiten aus, und wenn da nicht die von der Schauspielerin Martina Gedeck verkörperte Botin wäre, käme kaum jemand darauf, dass es hier um Leben und Tod geht.

Sänger und Chor begeistern

Dabei scheut der Komponist Beat Furrer weder Pathos noch die großen Klangmöglichkeiten des Symphonieorchesters. Schon in der Ouvertüre schlägt er einen großen Ton an, der immer wieder aufrauschen wird, den Furrer aber verlässlich zurücknimmt, wenn die Sängerinnen und Sänger ihre Emotionen ausbreiten. Das machen Anna Prohaska, Elsa Dresig, Gyula Orendt, Georg Nigl und Otto Katzameier unter Leitung des Dirigenten Matthias Pintscher virtuos, auch die Berliner Staatskapelle und das Vocalconsort gehen mit dem nötigen Ernst an die Sache.
Dennoch wirkt die Aufführung merkwürdig fern und unentschlossen, weil sie lediglich auf selbstgenügsame Kunstfertigkeit setzt, die eine Aussage ganz bewusst verweigert.
Informationen der Staatsoper Berlin zur Inszenierung von "Violetter Schnee"
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