Online-Mentaltraining

Mit den psychischen Belastungen der Coronakrise umgehen

07:15 Minuten
Illustration einer Frau mit Maske die am Boden sitzt — um sie herum fliegen Coronaviren.
Das Selbst stärken - so können wir Depressionen und Zukunftsängsten in der Coronazeit begegnen. © Gettyimages / iStockphoto / Nuthawut Somsuk
Dirk Lehr im Gespräch mit Dieter Kassel · 10.12.2020
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Ein Online-Training der Universität Lüneburg will Menschen helfen, die durch die Coronakrise seelisch stark belastet sind. Wichtig sei, auch in der Krise den Blick für positive Erlebnisse nicht zu verlieren, erklärt Gesundheitspsychologe Dirk Leer.
Ob Einsamkeit, Zukunftsangst oder materielle Sorgen: Die Coronakrise bringt für viele Menschen enorme psychische Belastungen mit sich. Wie wir lernen können, mit diesen Belastungen besser umzugehen und Kraft zu gewinnen, um den Alltag zu bewältigen, untersucht ein Forschungsprojekt der Leuphana-Universität Lüneburg.
Die Wissenschaftler um den Gesundheitspsychologen Dirk Lehr haben im Rahmen des Projekts "Get.on" bereits mehrere Online-Gesundheitstrainings und Apps entwickelt. Derzeit testen sie ein spezielles Corona-Training: "Get.calm and move.on".
Gedacht sei es für Menschen, die in der Coronakrise mit ausgeprägten Sorgen zu tun hätten und denen es schwerfalle, sich innerlich davon zu lösen, was sie unter große Anspannung setzt, sagt Dirk Lehr.

Sich dazu bringen, auch Positives wahrzunehmen

"Get.calm and move.on" besteht aus zehn Übungseinheiten. Dazu gehört etwa, sich jeden Tag Erbsen in die Hosentasche zu stecken, die helfen sollen, auch in der Krise positive Erlebnisse zu registrieren.
"Immer wenn ich so ein Erlebnis habe, wandert eine Erbse von der linken in die rechte Hosentasche", erklärt der Gesundheitspsychologe.
"Und dann schaue ich mal am Ende des Tages, wie viele denn gewandert sind und kann mich dann vielleicht noch mal erinnern: Wo gab es jetzt trotz aller Schwierigkeiten auch Dinge, die ich gut fand und für die ich dankbar bin?"
Denn es sei schon ganz enorm, "was unserem Radar der Aufmerksamkeit entgeht, wenn man nicht entschieden ist, auch auf das andere achten zu wollen".
Letztlich setzt sich das Programm "Get.calm and move.on" aus Elementen bereits bestehender Get.on-Trainings zusammen. Derzeit wird getestet, ob diese Elemente auch in der Coronakrise helfen oder ob diese eine so neuartige Belastung ist, dass bestehende Tools nicht funktionieren.
Die ersten Erkenntnisse deuteten aber in die Richtung, dass das Training wirkt, sagt Lehr mit aller gebotenen Vorsicht, denn die Studie läuft noch. Studienteilnehmer können das Training kostenlos nutzen, müssen aber bereit sein, Fragebögen zur Evaluation des Trainings auszufüllen.
(uko)

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