Ohne großen Glanz, dafür mit viel Gloria!

Von Christine Watty · 03.10.2013
Der Fernsehmoderator Klaas Heufer-Umlauf versucht sich als Sänger und kehrt dabei seine bisher nicht gekannte sanft-nachdenkliche Seite heraus. Das Projekt "Gloria" erfindet dabei nicht die deutsche Popmusik neu, sondern bezirzt mit klugen Lebensbeobachtungen und schönen Melodien.
Wer hätte das gedacht? Und nebenbei gefragt: Wer hätte sich das unbedingt gewünscht? Da stellt sich der Fernsehmann Klaas Heufer-Umlauf nun also nicht mehr nur auf die Trash-Comedy-Late-Night-Bühnen im TV neben seinen Dauerkumpel Joko Winterscheidt! Er wird in seiner Freizeit auch noch zu einem Teil eines weiteren kreativen Duetts. Fern von den Studioscheinwerfern heißt sein Konterpart Mark Tavassol. Gemeinsam bilden sie "Gloria".

Tavassol spielt Bass. Normalerweise tut er das in der Berliner Band "Wir sind Helden". Weil die Band gerade pausiert, findet er Zeit für den Musikneueinsteiger Heufer-Umlauf. Seit knappen fünf Jahren basteln die zwei an gemeinsamen Songs herum. Das Ergebnis dürfen wir uns jetzt mit dem gleichnamigen Debut "Gloria" zu Gemüte führen.

Überzeugend ohne Promifaktor
Und das ist tatsächlich in weiten Teilen: schön. Die kleine Überraschung, die hier zwischen den Zeilen durchdringt, hat mit dem verbreiteten Vorurteil über singende Prominente zu tun. Man unterstellt ihnen gerne, sie wollten auf der Welle des Erfolges gleich jeden erreichbaren Kunstbereich erobern. Egal, ob sie es nun können oder nicht. Heufer-Umlauf kann es in jedem Fall. Er singt ordentlich mit dem rauen Schick der aktuellen Singer-Songwriter-Garde und profitiert von der fruchtbaren Kooperation mit Tavassol.

Sie versuchen es nicht, uns auf einen ganz neuen Abzweig der breiten Straße des Deutsch-Pop mitzunehmen. Sie lassen uns ebenso gleichmäßig nachdenklich zwischen Ballade, Popsong und kleinen rockigen Ausreißern dahin gleiten, wie wir es von ihren aktuellen deutschsprachigen Kollegen gewöhnt sind. Das stört überhaupt nicht, denn mit "Gloria" kann man sich ganz wohl fühlen. Öfter bleibt man an wahren und gut beobachteten Textzeilen hängen und nimmt die melancholische Stimmung der beiden gerne an. Zumindest für dieses eine Album.

Gloria: "Gloria"
Label: Grönland

Website von Gloria

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