Zweitkarriere als Pop-Star

Von Martin Böttcher · 20.07.2013
Klaas Heufer-Umlauf ist bekannt als TV-Modeartor, jetzt versucht er sich als Sänger. Und schlägt sich erstaunlich gut. Wie er versuchen sich in letzter Zeit wieder mehr prominente Schauspieler und Entertainer als Musiker.
Rudi Carell und Peter Frankenfeld, Hans Albers und Heinz Rühmann, Olli P. und Manfred Krug – einige deutsche und deutschsprachige Entertainer, die es irgendwann im Laufe ihrer Karriere auch mit der Musik versuchten. Mal besser, mal schlechter. In den USA ist das gang und gäbe, da gehört es zum vollständigen Showstar, zum perfekten Unterhaltungskünstler dazu. In Deutschland tut man sich schwerer. "Kann der das überhaupt?", scheint die erste Frage zu sein, die uns einfällt. Die große Überraschung: Klaas Heufer-Umlauf, Teil des allgegenwärtigen Duos Joko und Klaas kann richtig singen – vielleicht einen Tick zu sehr wie Grönemeyer.

Im Herbst kommt das Album von Gloria heraus. An der Seite von Klaas Heufer-Umlauf: Mark Tavassol, Bassist und Gitarrist bei "Wir sind Helden", dieser so erfolgreichen deutschen Band, von der keiner weiß, ob sie noch einmal aus der Pause zurückkommt. Vermutlich eine gute Idee, sich mit einem echten Musiker zusammen zu tun.

Heufer-Umlauf: "Ich sollte früher mal Gitarre spielen lernen, und einer, der es in einer Band nicht geschafft hat, wollte mir dann so lustlos Gitarre spielen beibringen. Und der hat’s mir echt verdorben."

Gloria – ein Zufallsprodukt von zwei Freunden, so heißt es, seit Jahren arbeite man zusammen. Mal seien die Songs in ein paar Minuten entstanden, mal nach monatelangem Herumdoktern. Man sei dem Gefühl gefolgt und dabei in etwas hineingeraten. Na ja, was man eben so sagt, wenn man prominent ist und dauerpräsent.

"Das ist ja ein Problem unserer Generation: Man darf alles, man muss aber auch alles. Und das ist ja auch die große Depression, die wir alle mit uns rumtragen. Wer nicht jede Möglichkeit verwandelt, ist ein Verlierer. Da kommt einer und sagt: Du darfst alles machen, was du willst. Und dann gibt’s erst einmal Stress."

Klaas Heufer-Umlauf, eigentlich ja Moderator, dem die einen alles zutrauen, von dem andere sich genervt fühlen, ist nicht der Einzige, der sein angestammtes Gebiet zumindest vorübergehend für die Musik verlassen hat. Die Berliner Schauspielerin Jana Pallaske hat schon vor Jahren in der Rockband Spitting off Tall Buildings gesungen. Jetzt sitzt sie in Los Angeles und feilt mit einem Produzenten an neuen Songs. Nora Tschirner, Schauspielerin, Moderatorin, ebenfalls aus Berlin, kam Anfang des Jahres mit ihrem Musikprojekt um die Ecke: Prag, eine Band, die leicht traurigen Kammerpop spielt.

"Uns war das natürlich bewusst, dass das ein großes Interesse erregen wird, allerdings haben wir genau aus diesem Grund 'Sophie Marceau' als ersten Song herausgebracht, weil Nora auf dem ja nicht singt","

sagt Erik Lautenschläger, ebenfalls Mitglied bei Prag. Er ist schon seit Schulzeiten mit Nora Tschirner befreundet. Ob Prag oder Gloria: Auffällig ist, wie anspruchsvoll die Musik ist, wie ernsthaft sie gespielt wird. Muss sie wohl auch, wenn man nicht nur kurzfristigen Erfolg im Auge hat, sondern langfristig aufs Image zu achten hat. Noch heute wird Franz Beckenbauer für seine Gesangseinlagen in den 60er-Jahren ausgelacht. Wer nur abkassieren will, aber gar nichts kann, wird unter Umständen als Youtube-Zombie bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag herumgereicht. Das Fazit also: Mühe geben, Zeit nehmen, Platte rausbringen, Touren – und dann weitersehen. Denn klar ist auch: Der Abstecher in die Musik ist nur vorübergehend.

""Man muss ja auch bei Projekten auswählen im Filmbereich, da kann man auch nicht alles gleichzeitig drehen, und so ist das halt bei der Musik auch. Es braucht halt jegliches seine Zeit, und da muss man halt auch mal Prioritäten setzen."