Ölpreis und Weltwirtschaft

Billiges Benzin belebt Konjunktur

Eine Erdölförderpumpe im Sonnenuntergang
Öl ist gerade billig, das belebt die Konjunktur - und schadet der Nachhaltigkeit. © imago
Von Michael Braun, Studio Frankfurt · 18.04.2016
Die Ölpreise sind derzeit deutlich im Keller, was sich positiv auf den Konsum auswirkt. Nachteil: Es wird nicht mehr in zukunftsfähige Konzepte wie alternative Antriebe oder regenerative Energien investiert. Die Innovationskraft bleibt auf der Strecke.
Die Benzinpreise fallen, bisher aber nur im Rahmen der üblichen Tagesschwankungen. Dass der Ölpreis an den Weltmärkten sich heute Vormittag knapp fünf Prozent niedriger zeigte, ist an den Tankstellen noch nicht angekommen.
Aber die Treibstoffkosten haben sich im Zuge der jüngsten Ölpreisbaisse deutlich vermindert. Vor zwei Jahren kostete etwa der Liter Diesel noch 1,37 Euro, heute sind es gut 30 Cent weniger. Wer etwa 2.000 Kilometer im Monat fährt, erspart sich damit gegenüber 2014 monatlich 50 Euro Treibstoffkosten.
Ähnlich sieht es beim Heizöl aus. Das schafft Freiraum für andere Ausgaben, und den nutzen die Deutschen auch. Der Konsum gilt schon seit langem als Stütze der Konjunktur. Rolf Bürkl, Ökonom bei der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung GfK:
"Neben dem Einzelhandel, der profitieren konnte, haben wir vor allem eine gute Entwicklung im Immobilienbereich – Urlaub, Reisen steht sehr hoch im Kurs. Das Thema Renovierungen mit starken Zuwachsraten und auch die PKW-Neuanmeldungen haben wieder angezogen – also gerade bei größeren Anschaffungen waren die Verbraucher sehr ausgabefreudig."

Investitionen in E-Mobilität werden runtergefahren

Hier liegen die größten Vorteile des niedrigen Ölpreises. Zu den Nachteilen gehört, dass die niedrigen Energiekosten alternative Technologien etwa in der Autoindustrie weniger attraktiv machen: Die Entwicklungskosten sind hoch, aber die Möglichkeit, sie auf steigende Stückzahlen etwa von stromgetrieben Autos umzulegen, die sinken. Jürgen Pieper, Autofachmann beim Bankhaus Metzler:
"Ich denke auch, in den letzten zwei Jahren hat man die Forschungsgelder sehr zurückgefahren. Man sieht auch beispielsweise bei BMW, dass nach dem i3 und dem i8 erst mal nichts mehr kommt. Zulieferer sind da teilweise wesentlich krasser noch in den Aussagen. Die sagen, E-Mobilität hat bisher total gefloppt und das Ganze wird sich nicht wirklich beleben können, wenn die Benzin- und Dieselpreise weiter so niedrig bleiben."
Das könnte die Innovationsfähigkeit der Branche mindern. Aktuell spüren schon bestimmte Ausrüster, dass ihre Produkte nicht mehr oder weniger nachgefragt werden. Stefan Schneider, Volkswirt bei der Deutschen Bank:
"Alle Anlagenbauer, die natürlich in der Energieproduktion und -weiterverarbeitung ihren Schwerpunkt haben, da geht die Nachfrage natürlich zurück, weil Investitionen bei so niedrigen Ölpreisen wesentlich weniger rentabel sind."

Sinkende Transportkosten

Dagegen steht natürlich, dass andere Branchen vom niedrigen Ölpreis profitieren, energieintensive Industrien etwa im Bereich der Aluminium-, Kupfer- oder Kunststoffindustrie.
Auch die Transportkosten weltweit sinken, was einer Volkswirtschaft wie der deutschen, die viel importiert und noch mehr exportiert, zupass kommt. Dies und die gute Konsumkonjunktur stehen auf der Habenseite des niedrigen Ölpreises.
Die langfristigen Folgen für die Innovationsfähigkeit der Industrie dürften eher schädlich sein.
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