Ökonom über die globale Vernetzung

Die Globalisierung überprüfen, nicht abschaffen

05:57 Minuten
Das Foto zeigt ein Containerschiff im Hafen von Valencia, Spanien.
Symbol für die Globalisierung: das Containerschiff. © picture alliance / Thomas Uhlemann / dpa-zentralbild
Michael Hüther im Gespräch mit Dieter Kassel · 30.03.2020
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Corona sorgt für ein großes Fragezeichen hinter der Globalisierung. Ist mehr nationales Wirtschaften sinnvoll? Der Ökonom Michael Hüther sagt nein - und verweist auf Wohlstandsgewinne und geteilte Risiken durch die globale Vernetzung.
Bedeutet die Coronapandemie das Ende der Globalisierung, wie wir sie kennen? Zu dieser Debatte hat sich unter anderem gerade die SPD-Vorsitzende Saskia Esken im "Handelsblatt" geäußert. Man müsse sich fragen, "ob wir die Globalisierung ein Stück überdreht haben", sagt sie.
Michael Hüther, Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln, stimmt der SPD-Politikerin nur partiell zu. Man habe sich bei der Globalisierung auf eine permanent stabile Situation eingestellt: "Was wir aber sehen, es gibt Kosten, und es gibt Voraussetzungen, die wir befragen müssen. Die Sicherheit ist nicht per se gegeben, die Stabilität ist nicht per se gegeben."

Eine Schutzmaske ist ein einfaches Produkt

Deswegen werde es wie bei anderen Krisen auch Überlegungen geben, was man künftig ändern müsse. Es werde eine Überprüfung der Globalisierung geben, so der Ökonom - aber nicht deren Abschaffung.
Schutzmasken müssen Hüther zufolge auch in Zukunft nicht in Deutschland produziert werden. Eine solche Maske sei kein kompliziertes und teures Produkt. Wenn man sie in bestimmten Mengen brauche, müsse man Lager anlegen. Das sei keine Frage der Globalisierung, sondern der Vorsorge, sagt der Wirtschaftsforscher.
In den kritischen Grundtenor, mit dem die Globalisierung derzeit oft bedacht wird, mag Hüther nicht einstimmen. Die Wohlstandsgewinne der letzten 30 Jahre überall auf der Welt wären ohne die globale Vernetzung nicht möglich gewesen, betont er.

In globalen Verbünden forschen

Zudem würden durch Globalisierung nicht nur Risiken erzeugt, sondern vor allem Risiken geteilt. "Weil gemeinsam geforscht wird, weil in globalen Verbünden geforscht wird. Wenn Millionen von Menschen an einem bestimmten Thema arbeiten ist das mehr, als wenn das Hunderttausende tun."
Wenn Medikamente nur noch in China und Indien hergestellt würden, müsse man das ändern - gebe damit aber nur Antworten auf Risiken, sagt Hüther. Die Globalisierung stelle das nicht infrage.
(ahe)
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