Nützlicher Artenreichtum
In diesem Sammelband zeigen Wissenschaftler, auf welche beeindruckenden Weisen sich Tiere und Pflanzen an ihre Lebensräume anpassen. Das Sachbuch „Die Vielfalt des Leben“ widmet sich auch den Gefahren durch Plastikmüll.
Eine Fliege nähert sich ahnungslos den tödlich klebrigen Blättern eines Sonnentaus, ein orangeroter Fischschwarm umschwirrt die fantastischen Formen eines grünlich schimmernden Korallenriffs. Da sind merkwürdige Pfeilwürmer aus den Tiefen des Ozeans, die sich bis heute jeder eindeutigen Zuordnung entziehen. Ölblumen werden von Ölbienen umschwirrt. Die verschiedenfarbigen tropischen Sonnenstrahlfische schwimmen durch den Ozean und Enziane breiten sich über den Globus aus. Es sind Bilder wie diese, die einen in das Buch „Die Vielfalt des Lebens“ förmlich hineinziehen. Und sie zeigen, dass der Herausgeber, der emeritierte Pflanzenphysiologie-Professor Erwin Beck, weiß, was das Thema ausmacht. Denn all diese einzelnen Schnappschüsse aus einem riesigen Kosmos zeigen in ihrer scheinbaren Zusammenhanglosigkeit, wie komplex und ineinander verwoben alle Facetten der biologischen Vielfalt sind.
Zu Beginn beschreiben die Autoren, vor welchen Herausforderungen Forscher stehen, wenn sie versuchen, diese Artenvielfalt zu entdecken. Eine junge Wissenschaftlerin klettert einen Regenwaldriesen hinauf, um in schwindelerregender Höhe Proben nehmen zu können. Andere verbringen Jahre damit, unterschiedliche Schneckengehäuse zu sammeln und zu vergleichen. Oder sie versuchen, die letzten weißen Flecken der Erde mit Wissen zu füllen, sei es die Meerestiefen vor Angola oder die Geheimnisse der Millionen von Mikroorganismen, die sich in einer Handvoll Boden tummeln. Ein Schwerpunkt des Buches widmet sich der Frage, wie biologische Vielfalt entsteht, wie sie funktioniert und wie Lebensgemeinschaften an so extremen Orten wie etwa im Eis oder auf nackten Felswänden überleben können.
Aber diese Vielfalt ist nicht nur faszinierend, sie nützt auch dem Menschen. Das wird deutlich, wenn die Autoren auf das komplexe Zusammenspiel zwischen Artenvielfalt und landwirtschaftlicher Produktivität eingehen und zeigen, dass die Renaturierung von Grasland auch wirtschaftlich sinnvoll ist.
Geschrieben wurden die unterschiedlichen Texte von Wissenschaftlern, die zwar etwas trocken, aber dafür umso authentischer beschreiben, was sie jeden Tag sehen: Gärten von bizarr aussehenden Schwämmen auf dem antarktischen Meeresboden, Eisbären auf der Jagd. Aber sie erzählen auch von den immer wiederkehrenden Konflikten zwischen Landwirten und Naturschützern um die letzten Brachflächen Europas.
Das Buch beschränkt sich nicht darauf, die wundersame Welt der biologischen Vielfalt zu zeigen, es widmet sich auch den Gefahren, durch zunehmenden Flächenhunger, durch Plastikmüll, der in den Ozeanen zur Todesfalle für Korallen, Fische und Vögel wird und durch eingeschleppte Tier- und Pflanzenarten.
Seite für Seite taucht man so tiefer in die Vielfalt des Lebens ein, und lernt, was es heißt, als Forscher in diesem Bereich zu arbeiten. Auch wenn das Buch mitunter einen gewissen Durchhaltewillen von seinen Leserinnen und Lesern erfordert, belohnt es aber mit Informationen aus erster Hand, die noch nicht in einer der unzähligen Fernsehdokumentationen abgespult wurden.
Besprochen von Monika Seynsche
Erwin Beck (Hrsg.): „Die Vielfalt des Lebens. Wie hoch, wie komplex, warum?“
Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2012
261 Seiten, 24,90 Euro
Mehr bei dradio.de:
Wie die Erde den Menschen verträgt
Drei Bücher zum aktuellen Stand der ökologischen Debatte
Artenzählung im Urwald
Zoologen bestimmten Gliederfüßer in Panama
„Fläche ist ein knappes Gut“ – Agrarexperte: Intensive Landnutzung führt zu Artenrückgang
Zu Beginn beschreiben die Autoren, vor welchen Herausforderungen Forscher stehen, wenn sie versuchen, diese Artenvielfalt zu entdecken. Eine junge Wissenschaftlerin klettert einen Regenwaldriesen hinauf, um in schwindelerregender Höhe Proben nehmen zu können. Andere verbringen Jahre damit, unterschiedliche Schneckengehäuse zu sammeln und zu vergleichen. Oder sie versuchen, die letzten weißen Flecken der Erde mit Wissen zu füllen, sei es die Meerestiefen vor Angola oder die Geheimnisse der Millionen von Mikroorganismen, die sich in einer Handvoll Boden tummeln. Ein Schwerpunkt des Buches widmet sich der Frage, wie biologische Vielfalt entsteht, wie sie funktioniert und wie Lebensgemeinschaften an so extremen Orten wie etwa im Eis oder auf nackten Felswänden überleben können.
Aber diese Vielfalt ist nicht nur faszinierend, sie nützt auch dem Menschen. Das wird deutlich, wenn die Autoren auf das komplexe Zusammenspiel zwischen Artenvielfalt und landwirtschaftlicher Produktivität eingehen und zeigen, dass die Renaturierung von Grasland auch wirtschaftlich sinnvoll ist.
Geschrieben wurden die unterschiedlichen Texte von Wissenschaftlern, die zwar etwas trocken, aber dafür umso authentischer beschreiben, was sie jeden Tag sehen: Gärten von bizarr aussehenden Schwämmen auf dem antarktischen Meeresboden, Eisbären auf der Jagd. Aber sie erzählen auch von den immer wiederkehrenden Konflikten zwischen Landwirten und Naturschützern um die letzten Brachflächen Europas.
Das Buch beschränkt sich nicht darauf, die wundersame Welt der biologischen Vielfalt zu zeigen, es widmet sich auch den Gefahren, durch zunehmenden Flächenhunger, durch Plastikmüll, der in den Ozeanen zur Todesfalle für Korallen, Fische und Vögel wird und durch eingeschleppte Tier- und Pflanzenarten.
Seite für Seite taucht man so tiefer in die Vielfalt des Lebens ein, und lernt, was es heißt, als Forscher in diesem Bereich zu arbeiten. Auch wenn das Buch mitunter einen gewissen Durchhaltewillen von seinen Leserinnen und Lesern erfordert, belohnt es aber mit Informationen aus erster Hand, die noch nicht in einer der unzähligen Fernsehdokumentationen abgespult wurden.
Besprochen von Monika Seynsche
Erwin Beck (Hrsg.): „Die Vielfalt des Lebens. Wie hoch, wie komplex, warum?“
Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2012
261 Seiten, 24,90 Euro
Mehr bei dradio.de:
Wie die Erde den Menschen verträgt
Drei Bücher zum aktuellen Stand der ökologischen Debatte
Artenzählung im Urwald
Zoologen bestimmten Gliederfüßer in Panama
„Fläche ist ein knappes Gut“ – Agrarexperte: Intensive Landnutzung führt zu Artenrückgang