Grundlagenforschung

Wie die Streifen auf die Fische kommen

07:47 Minuten
Christiane Nüsslein-Volhard im Porträt
Auch mit 80 Jahren betreibt Biologin Christiane Nüsslein-Volhard noch Grundlagenforschung. 1995 erhielt sie den Nobelpreis. Damals galt ihr Interesse Fruchtfliegen, nun Fischen. © picture alliance / dpa / Marijan Murat
Christiane Nüsslein-Volhard im Gespräch mit Ute Welty · 20.10.2022
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Geld für Grundlagenforschung werde zu häufig von einem medizinischen Nutzen abhängig gemacht, sagt Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard. Das schade dem Erkenntnisgewinn. Auch mit jetzt 80 Jahren forscht die Biologin weiter.
Vor 27 Jahren erhielt Christiane Nüsslein-Volhard den Medizin-Nobelpreis für ihre Erkenntnisse zur Steuerung von Genen in der früheren Embryonalentwicklung. Heute wird die Tübinger Biologin 80 Jahre alt und ist immer noch aktiv: Sie leitet eine Forschungsgruppe, die sich mit der Farbgebung von Fischen befasst.
Sie wolle herausfinden, in welchen Genen sich die Tiere unterscheiden, sagt Nüsslein-Volhard: "Dazu mussten wir erst mal sehr viel darüber lernen, wie überhaupt die Streifen gemacht werden und die Farben in die Haut kommen. Denn das ist ein Gebiet, das sehr 'unterforscht' ist", sagt sie.

Grundlagenforschung in Deutschland

Auch wenn die Grundlagenforschung in Deutschland "ganz gut aufgestellt" sei: Geldgeber verlangten doch verbreitet einen praktischen Nutzen für die Medizin, kritisiert die Biologin. "Ich weiß noch, als wir mit Fliegen geforscht haben, haben wir auch in unsere Anträge reinschreiben müssen, dass die Gene, die wir erforschen, etwas mit Krebs zu tun haben." Das sei "ärgerlich", denn Grundlagenforschung sei "so wichtig".

Es ist einfach auch wichtig, dass man nicht ständig sehr zielorientiert forscht, sondern dass man das kommen lässt. Dass man auch den Hinweisen folgt, die man bekommt in der Forschung. Wenn einen das dann irgendwohin lenkt, wo man nicht unmittelbar in der Krankheit landet, und das nicht verfolgen darf, dann ist es sehr schlecht für den Erkenntnisgewinn.

Ein Beispiel für die Anwendung solcher Forschung seien die Corona-Impfstoffe gewesen, sagt Nüsslein-Volhard. Die Beteiligten hätten ihr Know-how aus 15 Jahren intensiver Grundlagenforschung "blitzschnell anwenden" können. In der Pandemie habe es sich gezeigt, welche große Rolle beispielsweise das Wissen über Viren spiele.

Forschung an sich hat einen Wert

Man müsse der Bevölkerung nahebringen, "dass die Forschung an sich auch einen Wert hat, auch wenn sie nicht unmittelbar in einem Medikament mündet". Das allgemeine Wissen über Natur und wie das Leben funktioniert sei notwendig, um voranzukommen.
Sie selbst, sagt sie, staune noch immer "täglich, stündlich" in ihrem Forscherinnenleben. "Und ich weiß auch, dass es sicher Sachen gibt, die wir nie verstehen werden", so Nüsslein-Volhard.  

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