NS-Archiv von Bad Arolsen soll geöffnet werden

25.04.2006
Der Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, Volkhardt Knigge, hat sich über die geplante Öffnung des Archivs von Bad Arolsen am 18. Mai erfreut gezeigt. Andererseits sei er enttäuscht über die Umstände, die dazu geführt hatten: "Ich bin sauer darüber, dass man so viele deutsche Überlebende aber auch Historiker immer wieder hat abblitzen lassen. Und wenn in Amerika mit dem Finger geschnipst wird, dann gibt es offenbar brachiale Entscheidungen in Hochgeschwindigkeit", sagte Knigge im Deutschlandradio Kultur.
Verwundert sei er, dass Bundesjustizministerin Zypris jetzt erklärt habe, es habe an der deutschen Seite gelegen, dass das Archiv bislang nicht geöffnet worden sei. Bisher habe es immer geheißen, dass eine Öffnung von der Elf-Länder-Kommission nicht zugelassen worden sei, die das Archiv beaufsichtigt. Er frage sich daher, warum eine Öffnung nicht schon früher erfolgt sei.

Knigge kritisierte weiter, dies vermittle ins Ausland ein völlig falsches Bild über den Zustand der deutschen Erinnerungskultur. "Im Ausland wird damit immer noch gewissermaßen als Subtext vermittelt‚ 'wenn man die Deutschen nicht tritt, dann tun sie nichts'." Damit trete in den Hintergrund, dass sich die Gedenkstättenarbeit und die Erinnerungskultur in Deutschland spätestens seit 1990 professionalisiert und intensiviert habe.

Gleichwohl warnte Knigge vor zu großen Hoffnungen auf die Archivbestände von Bad Arolsen: "Ich glaube, man darf diesen Aktenbestand weder über- noch unterschätzen. Die Geschichte des Dritten Reiches wird nicht grundlegend neu geschrieben werden." Erwartet würden vor allem neue Erkenntnisse zur Geschichte des Konzentrationslagers Buchenwald sowie den Häftlingen und Tätern.

Im vergangenen Monat war bekannt gegeben worden, dass das Archiv von Bad Arolsen geöffnet werden soll.

Sie können das vollständige Gespräch mit Volkhardt Knigge für begrenzte Zeit in unserm Audio-on-Demand-Player hören.
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