Nach Brand von Notre-Dame

Wiederaufbau über Jahrzehnte

09:00 Minuten
Blick auf die Kathedrale Notre-Dame in Paris mit Gerüsten an der Seite.
Die Südseite von Notre-Dame mit Einrüstung. Bis heute ist die Brandursache nicht ganz geklärt. © imago images/Future Image
Peter Füssenich im Gespräch mit Axel Rahmlow · 18.12.2021
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Bei einem Brand im April 2019 wurde die Kathedrale Notre-Dame in Paris schwer beschädigt. Der Kölner Dombaumeister Peter Füssenich hält eine Wiedereröffnung 2024 für realistisch. Doch es werde wohl Jahrzehnte brauchen, um alle Schäden zu beseitigen.
Zweieinhalb Jahre nach der Brandkatastrophe ist Notre-Dame eine Baustelle von nationaler Bedeutung: Pünktlich zu den Olympischen Spielen 2024, wenn die Welt auf Paris schaut, sollen in der berühmten Kathedrale wieder Gottesdienste gefeiert werden. Ein ambitioniertes Ziel, aber machbar, findet der Kölner Dombaumeister Peter Füssenich. Schließlich arbeiteten dort "die Besten der Besten".

Offene Wunden klaffen in der Kathedrale

Füssenich hat selbst die Baustelle vor einigen Wochen besucht und mit Erschütterung gesehen, was durch das Feuer alles verloren ging: der "gesamte Dachstuhl, der teilweise aus dem Mittelalter stammte und viele Gewölbe, die eingestürzt sind und als offene Wunden in der Kathedrale noch klaffen".

Es sind ja nicht nur ein paar Holzbalken, die dort abgebrannt sind, sondern: Es war jahrhundertelange Arbeit, Kreativität der Bauleute, Erfindungsreichtum, die in Flammen mitaufgegangen sind.

Peter Füssenich, Kölner Dombaumeister

"Aber die Hoffnung besteht, dass die Kathedrale von Paris wieder so erstrahlen wird, wie sie einst geleuchtet hat", betont der Dombaumeister. Bis dahin ist es freilich noch ein weiter Weg. Derzeit werden in Frankreich in 45 Sägewerken Baumstämme zurechtgeschnitten – von rund 1000 Eichen. Holz, das für den Turm und das Querschiff benötigt wird.
Auch die Kölner Dombauhütte darf im kommenden Jahr zum Wiederaufbau etwas beitragen: vier restaurierte Obergadenfenster. Es sei eine "Ehre", helfen zu können, sagt Füssenich, bei diesem "ganz europäischen Projekt", mit dem man sich solidarisch zeige.

Kriegsschäden am Kölner Dom bis heute

Mit langwierigen Wiederaufbauarbeiten hat Füssenich seine Erfahrung. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Kölner Dom von 14 schweren Fliegerbomben und 55 Brandbomben getroffen: "An der Beseitigung der Kriegsschäden arbeiten wir heute noch." Es werde auch sicher noch "viele Jahre und Jahrzehnte dauern, bis der letzte Kriegsschaden" behoben sei. Für Notre-Dame sieht er eine ähnliche Perspektive.

Man wird es sicher schaffen, kurzfristig wieder einen Gottesdienst feiern zu können und dass die Gewölbe geschlossen sind. Aber die Beseitung der Schäden an der Kathedrale Notre-Dame wird sicher noch viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte in Anspruch nehmen.

Peter Füssenich, Kölner Dombaumeister

(bth)

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