"Nordic Light" von Ēriks Ešenvalds

Sounds vom Polarhimmel

Nordlicht im norwegischen Kattfjordeidet.
Nordlichter: den Komponisten Ēriks Ešenvalds gaben sie "eine neue Dimension". © picture alliance / Hinrich Bäsemann
Von Claus Fischer · 12.04.2016
Wie klingen Nordlichter? Der Komponist und Shootingstar der Chormusikszene, Ēriks Ešenvalds, hat versucht, die wabernden Lichter in Musik zu fassen. Seine Komposition "Nordic Light" wird nun zum ersten Mal in Deutschland zu hören sein.
Wenn es in der Chormusikszene einen "Shootingstar" gibt, dann ist es Ēriks Ešenvalds. Noch vor zwei, drei Jahren war er nur in seiner Heimat Lettland bekannt. Inzwischen werden seine Kompositionen rund um den Globus aufgeführt, von Europa über die USA bis nach Australien.
"Seine Musik ist, wenn man die singt, so viel besser als auf Papier", meint der Chefdirigent des Rundfunkchors Berlin Gijs Leenaars. "Er hat sehr wenig Angst, ziemlich große Emotionen zu komponieren und irgendwie ist er sehr erfolgreich, weil er technisch genau weiß, was er tut. Er ist selbst Sänger und weiß, wie er schreiben muss für einen Chor. Wenn man sich das anschaut oder am Klavier spielt, dann denkt man: Ja, das ist schön, das ist nichts Falsches. Wenn man es richtig hört, dann merkt man: Man kann so viel mit dem Klang machen."

"Plötzlich habe ich in meinem Innersten eine neue Dimension"

Ēriks Ešenvalds liebt die Natur, die Weite der Landschaft, wie man sie in Lettland erleben kann. Aber es zieht ihn regelmäßig weiter Richtung Norden, in die Polarregion. Denn hier wurde er vor einigen Jahren vom Nordlicht förmlich getroffen.
"Plötzlich habe ich in meinem Innersten eine neue Dimension, eine neue Tiefe erfahren. Und da habe ich beschlossen, eine neue Sinfonie zu schreiben."
"Die Sänger singen nicht nur, die atmen auch und spielen Gläser und so weiter", erzählt Gijs Leenaars. 30 Trinkgläser kommen im Stück zum Einsatz. Sie werden von Mitgliedern des Rundfunkchors mit feuchten Fingern zum Klingen gebracht. Gleichzeitig auch singen müssen sie an diesen Stellen aber nicht.

Sphärische Klänge vom Gläser-Orchester

"Die brauchen es nicht beides zu tun. Aber trotzdem ist es natürlich interessant, weil: Die haben auch Noten und können sie nicht halten, also das muss man praktisch wirklich organisieren. Und die 30 Gläser müssen auch gestimmt werden."
Ēriks Ešenvalds’ verbindet in seiner Sinfonie "Nordic Light" sphärische Klänge von Chor, Orchester und Glas mit originalem Tonmaterial von Volksmusikern aus Grönland, Island, Skandinavien, Kanada und Alaska.
"Während meiner Recherchen im Norden kam ich mit faszinierenden mythischen Sagen und Legenden in Berührung, die teils auch in Volksliedern über das Nordlicht verarbeitet sind. Mit einem Filmteam habe ich dann diese Menschen aufgenommen, wie sie ihre Geschichten erzählen oder singen."
"Das ist vom Anfang als ein Ganzes gedacht. Also es ist nicht so, dass zuerst die Musik kam und danach die Bilder dabei gesucht werden oder so etwas. Das hat eine sehr gute Wirkung. Man bekommt den Eindruck, dass das wirklich zusammengehört und aus einem Gehirn stammt."
Gijs Leenaars dirigiert also nicht nur Sänger und Musiker, sondern er muss auch den Ablauf, der per Lautsprecher eingespielten Tonsequenzen steuern und der Filme, die auf drei großen Leinwänden zu sehen sind. Das neue Werk von Ēriks Ešenvalds spricht daher alle Sinne an, besonders aber das Gehör: "Man kann als Chor alle Farben zeigen, die man hat!"

"Nordic Light: Eine multimediale Sinfonie" von Ēriks Ešenvalds
Mit dem Rundfunkchor Berlin und dem Deutschen Sinfonieorchester Berlin
Zu hören am Samstag und Sonntag, dem 16. April und 17. April, um 21 Uhr im Kino "Cosmos" in Berlin.

Mehr zum Thema