"Nirgends, Geliebte, wird Welt sein, als innen"

Eine Sendung von Uta Rüenauver und Jörg Plath |
Rainer Maria Rilke nannte sich einen "Unstätesten". Beständig wechselte er die Aufenthaltsorte, war heute hier, morgen da. Seine Gedichte und Prosa entstanden in Hotels, auf Schlössern hochmögender Gönnerinnen, in angemieteten Zimmern und Wohnungen.
Die rastlosen Reisen, die in Russland gefundene Frömmigkeit, die letztlich scheiternde Familiengründung mit der Bildhauerin Clara Westhoff in Worpswede, die Sekretärstätigkeit bei Rodin in Paris, die vielfältigen Kontakte des Mittellosen zu Mäzenen und Mäzenatinnen, die schwärmerischen Frauenleidenschaften - all das ist, nicht anders das dichterische Werk, Ausdruck einer oft verzweifelten Heimatsuche.

1922 kommt sie glücklich an ein Ende: Rilke überwältigt auf dem abgelegenen Schloss Muzot ein tagelanger "Sturm". Er habe, schildert er das Erlebnis in der ihm eigenen Art, "ungeheure Kommandorufe" ausgestoßen und "Signale aus dem Weltraum" empfangen. In wenigen Tagen schreibt er fast alle "Sonette an Orpheus" nieder und vollendet den umfangreichen, Jahre zuvor abgebrochenen Zyklus der "Duineser Elegien". Rilke erdichtet sich am Walliser Rückzugsort einen "Weltinnenraum".

Uta Rüenauver und Jörg Plath unternehmen in ihrem Feature einen Streifzug durch Leben und Werk des bis heute einflussreichen Dichters, die durch eine radikale ästhetische Konzeption miteinander verwoben werden.