Nikolaus Blome über den Hackerangriff

"Es ist eine kriegerische Auseinandersetzung"

Das Auswärtige Amt in Berlin
Vom Hackerangriff betroffen: Das Auswärtige Amt in Berlin © Kay Nietfeld/dpa
Moderation: Korbinian Frenzel · 01.03.2018
Die Spur führt nach Russland, sagt der stellvertretende Chefredakteur der "Bild"-Zeitung Nikolaus Blome über den Hackerangriff auf das Datennetzwerk des Bundes. Dahinter stecken aus seiner Sicht politische, strategische Interessen.
Nach dem Hackerangriff auf das Datennetzwerk des Bundes sei es angebracht, den russischen Botschafter einzubestellen, meint der stellvertretende Chefredakteur der "Bild"-Zeitung Nikolaus Blome. "Und selbst wenn man den russischen Botschafter nur einbestellt, um zu fragen: Ist es von euch oder nicht von euch", so Blome.
Frühere Angriffe wie der auf den Bundestagsserver vor zweieinhalb Jahren habe man am Ende weitgehend zurückverfolgen können – und zwar zu einer Hacker-Gruppe, die in Russland beheimatet gewesen sei. "Wie und ob die ganz eng am Gängelband des russischen Geheimdienstes oder der russischen Obrigkeiten stehen, ist nicht bis ins letzte aufzuklären", so Blome. "Aber ich habe Schwierigkeiten, mir in Russland - ein totalitärer Staat, ein autokratischer Staat mit ungeheurem Überwachungsapparat – vorzustellen, dass es eine Hacker-Gruppe gibt, die da unabhängig arbeitet."
Der stellvertretende Chefredakteur der "Bild"-Zeitung Nikolaus Blome
Der Journalist Nikolaus Blome am 22.5.2017 zu Besuch in "Studio 9. Der Tag mit..."© Deutschlandfunk Kultur/ Mareike Knoke

Angriffe auf die Infrastruktur

"Es gibt kein Netz auf der Welt, das ewig sicher ist", so Blome. Das Niveau dieses Angriffes habe offenkundig die deutschen Sicherheitsbehörden sehr beeindruckt. "Ich finde, es ist eine kriegerische Auseinandersetzung, denn sie wird zum Teil zumindest aus eindeutig aggressiven und politischen, strategischen Interessen heraus geführt." Zudem finde sie auf einem fremden Territorium statt. "Das könnte beim nächsten Mal der Angriff auf eine große zentrale Stromverteilungsinfrastruktur, von denen es drei, vier in Deutschland gibt, sein. Und das ist ganz klar ein Angriff auf das Territorium der Bundesrepublik, und das kann man dann schon Krieg nennen."

Warum wurde das Kontrollgremium nicht informiert?

Mit Blick auf die Kritik, dass das Parlamentarische Kontrollgremium (PKGr) nicht informiert worden sei, erklärte Blome: "In diesem speziellen Fall weiß ich nicht genau, ob nicht der Minister wird erklären können, dass er diese Operation beziehungsweise diesen Vorgang eines über Monate praktizierten eingepflegten Angriffes von Hackern, hat geschehen lassen, ohne das PKGr zu informieren, damit er weitere Erkenntnisse sammeln kann." Wenn das die Verteidigungslinie des Ministers wäre, fände er die durchaus überzeugend.
Die komplette Sendung mit Nikolaus Blome hören Sie hier:

Nikolaus Blome ist stellvertretender Chefredakteur der "Bild"-Zeitung und verantwortlich für das Politik- und Wirtschaftsressort. Zuvor war er von 2013 bis 2015 Leiter des Hauptstadtbüros und Mitglied der Chefredaktion des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel". Von 2011 bis 2013 war er schon einmal stellvertretender Chefredakteur der "Bild"-Zeitung.

(uz)
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