Neu im Kino: "Nightmare Alley"

Die Welt ist eine Freakshow

06:39 Minuten
In dem Film Nightmare Alley von Regisseur Guillermo del Toro geht der von Bradley Cooper gespielte Betrüger Stan Carlisle über einen von einem Riesenrad erleuchteten Jahrmarkt.
Bradley Cooper als Betrüger Stan Carlisle: viel Retrocharme und glanzvolle Bilder. © picture alliance / ZUMAPRESS.com / Fox Searchlight Pictures
Von Jörg Taszman · 20.01.2022
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"Nightmare Alley" erzählt von Jahrmärkten, Wahrsagern und Illusionen, von Erpressung und der Gier nach Geld und Macht. Dem Regisseur Guillermo del Toro ist großes Kino gelungen - ein optisches Meisterwerk, das liebevoll dem Film Noir huldigt.

Worum geht es?

Stan Carlisle brennt das Haus nieder, in dem er wohnt. Dabei hat er einen Körper entsorgt. Er sucht das Weite und landet auf einem Jahrmarkt bei einer Truppe, die mit Illusionen handelt, einen „Freak“ - angeblich halb Mensch und halb Monster - zur Schau stellt und quer durch Amerika zieht.

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Stan steigt schnell auf, schwindelt sich als Wahrsager durch und verlässt mit der schönen Molly die Welt der Jahrmärkte, um als Gedankenleser in einer größeren Metropole zu reüssieren. Dort trifft er auf Lilith Ritter, eine blonde Femme Fatale, eine Psychoanalytikerin, mit deren Hilfe er versucht, ihre reichen, aber labilen Kunden zu erpressen. Seine Gier nach mehr Macht und Geld werden dabei zunehmend zum Problem.

Was ist das Besondere?

Der Mexikaner Guillermo de Toro ist einer der größten Visionäre des Kinos. Sein Markenzeichen sind raffinierte, oft düstere Science Fiction-Filme mit übernatürlichen Wesen und Außenseitern, die jedoch wie in "Pans Labyrinth" oder "Hellboy" durchaus politische Aspekte aufweisen.
Diesmal verfilmt er einen Klassiker des Film Noir aus dem Jahr 1947, der in Deutschland 1954 als "Der Scharlatan" in die Kinos kam. In seiner Version von "Nightmare Alley" schafft er vor allem optisch ein Meisterwerk, das liebevoll dem Film Noir huldigt.
Die Welt der Gaukler und Hochstapler, der Großindustriellen mit düsteren Geheimnissen steht vor einer Zeitenwende. Und so spielt der Film auch am Vorabend des Eintritts der Amerikaner in den Zweiten Weltkrieg.

Fazit

In einer Zeit, in der das Kino nur durch überlebensgroße Actionfilme á la Bond oder Marvelfilme beim Publikum punktet, ist "Nightmare Alley" eine filmische Offenbarung. Neben grandiosen Kinobildern, die nur auf der Leinwand ihre volle Entfaltung finden, setzt Regisseur Guillermo del Toro auch auf exzellente Darstellerinnen wie Rooney Mara, Cate Blanchet und Toni Collette - sowie auf Bradley Cooper als zwiespältigen Antihelden und Hauptdarsteller.
Hinzu kommen sehenswerte Darbietungen von Willem Dafoe und Ron Perlman als Vertreter einer im Untergang begriffenen Unterhaltungsbranche. Gerade dieser Retrocharme - die Erinnerung an Jahrmärkte, Zirkuswelten und Freakshows - verzaubert und verblüfft und macht die Stärke dieses auf allen Ebenen überzeugenden Films aus.

Nightmare Alley
Regie: Guillermo del Toro
D: Bradley Cooper, Rooney Mara, Cate Blanchet, Tony Collette, Ron Perlman, Willem Dafoe
USA 2021
150 Minuten

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