Nichtwissen macht schlau
Michael Lange · 18.09.2011
Konsequent neugierig dringen die drei Autoren wie schon im ersten Lexikon des Unwissens tief in die Welt der Wissenschaft ein und decken Wissenslücken auf, die keine bleiben müssen. Zum Beispiel, warum 30 Prozent aller Zahlen mit einer eins beginnen. Neu ist diesmal ein Schwerpunkt bei den Themen Hirnforschung und Neurowissenschaften.
Vor unseren Augen und mittendrin in unserer angeblichen Wissensgesellschaft wabern gewaltige Meere aus fundiertem Unwissen. So können Fachleute bis heute nicht sagen, ob es außerirdisches Leben gibt, und niemand kann erklären, wozu Frauen außerhalb der Schwangerschaft vergrößerte Brüste haben oder warum 30 Prozent aller Zahlen mit einer eins beginnen.
Über dieses und viel mehr Nichtwissen haben die drei Autoren viel Wissenswertes zusammen getragen. Dabei beschäftigen sie sich nicht mit Fragen, die sich prinzipiell nicht beantworten lassen, sondern mit Unwissen, das nicht Unwissen bleiben muss. Konsequent neugierig dringen sie dabei - wie schon im ersten Lexikon des Unwissens - tief in die Welt der Wissenschaft ein. Denn nur zu gern verbergen die Hüter des Wissens ihr Nichtwissen hinter Fachbegriffen und theoretischen Diskussionen.
Das Buch besticht durch einfache Erklärungen, lockere Formulierungen und kuriose Einfälle. Immer wieder regen die insgesamt 30 neuen Einträge zum Nachdenken und Nachschlagen im Internet an. Warum hängt das Gewicht des Urkilogramms von der Putztechnik ab? Wieso steigt die Lebenserwartung trotz Umweltbelastung, Übergewicht und Stress immer weiter, und wieso entstehen aus politischer Unzufriedenheit manchmal neue Musikrichtungen und manchmal Krieg?
Respektloser als die üblichen Wissenssammlungen hinterfragt dieses Lexikon das Wissen unserer Zeit, und ist damit "wissenschaftlicher" als jedes Lehrbuch. Denn jeder Wissenschaftler, der nach neuen Erkenntnissen sucht, braucht nicht nur vorhandenes Wissen, sondern muss vor allem die Wissenslücken erkennen und davon gibt es reichlich.
Neu an diesem Lexikon ist ein Schwerpunkt bei den Themen Hirnforschung und Neurowissenschaften. Das ist sicher auf den Neuen im Autorentrio, den Neurowissenschaftler Kai Schreiber, zurückzuführen. Ebenso locker wie seine beiden Mitschreiber entdeckt er Wissenslücken, die sich trotz oder wegen immer besserer Techniken in unserem Denkorgan auftun. Was sagen die schönen Bilder aus der Magnetresonanztomografie wirklich über die Funktionsweise des Gehirns aus, und wieso veranstaltet unser Nervensystem ein großes Rechtslinks-Durcheinander?
Es hat etwas Beruhigendes, dass mit dem Wissen immer auch die Menge des Unwissens wächst. Es gäbe noch unzählige Wissenslücken, die neugierig hinterfragt gehören. Schade, dass dieses zweite Lexikon des Unwissens das letzte sein soll.
Kathrin Passig, Aleks Scholz, Kai Schreiber: "Das neue Lexikon des Unwissens - Worauf es bisher keine Antwort gibt".
Rowohlt Berlin 2011, 304 Seiten, 19,95 Euro
Über dieses und viel mehr Nichtwissen haben die drei Autoren viel Wissenswertes zusammen getragen. Dabei beschäftigen sie sich nicht mit Fragen, die sich prinzipiell nicht beantworten lassen, sondern mit Unwissen, das nicht Unwissen bleiben muss. Konsequent neugierig dringen sie dabei - wie schon im ersten Lexikon des Unwissens - tief in die Welt der Wissenschaft ein. Denn nur zu gern verbergen die Hüter des Wissens ihr Nichtwissen hinter Fachbegriffen und theoretischen Diskussionen.
Das Buch besticht durch einfache Erklärungen, lockere Formulierungen und kuriose Einfälle. Immer wieder regen die insgesamt 30 neuen Einträge zum Nachdenken und Nachschlagen im Internet an. Warum hängt das Gewicht des Urkilogramms von der Putztechnik ab? Wieso steigt die Lebenserwartung trotz Umweltbelastung, Übergewicht und Stress immer weiter, und wieso entstehen aus politischer Unzufriedenheit manchmal neue Musikrichtungen und manchmal Krieg?
Respektloser als die üblichen Wissenssammlungen hinterfragt dieses Lexikon das Wissen unserer Zeit, und ist damit "wissenschaftlicher" als jedes Lehrbuch. Denn jeder Wissenschaftler, der nach neuen Erkenntnissen sucht, braucht nicht nur vorhandenes Wissen, sondern muss vor allem die Wissenslücken erkennen und davon gibt es reichlich.
Neu an diesem Lexikon ist ein Schwerpunkt bei den Themen Hirnforschung und Neurowissenschaften. Das ist sicher auf den Neuen im Autorentrio, den Neurowissenschaftler Kai Schreiber, zurückzuführen. Ebenso locker wie seine beiden Mitschreiber entdeckt er Wissenslücken, die sich trotz oder wegen immer besserer Techniken in unserem Denkorgan auftun. Was sagen die schönen Bilder aus der Magnetresonanztomografie wirklich über die Funktionsweise des Gehirns aus, und wieso veranstaltet unser Nervensystem ein großes Rechtslinks-Durcheinander?
Es hat etwas Beruhigendes, dass mit dem Wissen immer auch die Menge des Unwissens wächst. Es gäbe noch unzählige Wissenslücken, die neugierig hinterfragt gehören. Schade, dass dieses zweite Lexikon des Unwissens das letzte sein soll.
Kathrin Passig, Aleks Scholz, Kai Schreiber: "Das neue Lexikon des Unwissens - Worauf es bisher keine Antwort gibt".
Rowohlt Berlin 2011, 304 Seiten, 19,95 Euro