Nicht geschenkt!

Kinderbuchautor gegen Kostenloskultur im Netz

06:54 Minuten
Der deutsche Autor Salah Naoura sitzt bei einer Lesung seines Buches «Star» im Rahmen des Literaturfestivals Lit.Cologne auf der Bühne.
Salah Naoura bei einer Lesung auf der Lit.Cologne. Gerade viele Kinderbuchautoren seien auf Lesehonorare angewiesen, sagt er. © dpa/Caroline Seidel
Salah Naoura im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 25.03.2020
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Für Angebote im Netz – aber gratis: Der Kinderbuchautor Salah Naoura kritisiert, dass sich in der Coronakrise solche Anfragen häufen. Vor allem professionelle Anbieter sollten Wege suchen, die Arbeit der Autoren online zu vergüten, fordert er.
Erst wurde die Buchmesse in Leipzig abgesagt, nun finden auch Lesungen mit Publikum bis auf Weiteres nicht statt: Für Autoren und Autorinnen ist das besonders schmerzvoll, denn sie haben große Verdienstausfälle.
Kinderbuchautoren haben bei ihren Büchern nur eine Gewinnmarge von sechs bis acht Prozent. Da die Bücher unter 20 Euro kosten, sei das nicht viel, erklärt der Kinderbuchautor Salah Naoura. So seien viele Autoren auf die Lesehonorare angewiesen.

Professionelle Anbieter müssen Autoren bezahlen

"Problematisch finde ich an dieser aktuellen Lage, dass die Erwartungshaltung an Kinderbuchautoren immer schon sehr groß war, Dinge gratis zu tun – also schon vor der Coronakrise", sagt Naoura. "Die große Gefahr ist, dass jetzt in so einer Sondersituation, sich die Gratisangebote von professionellen Kinderliteraturanbietern oder Vermittlern erhöhen, dass dann diese alten Missstände zementiert werden."
Dabei stört es Naoura nicht, wenn Autoren selbst entscheiden, etwas umsonst ins Internet zu streamen und ihre Arbeit zu verschenken. "Aber problematisch finde ich eben, wenn professionelle Anbieter oder Vermittler von Kinderliteratur Dinge in Auftrag geben und dafür nichts bezahlen", kritisiert Naoura.

Anfragen von Institutionen häufen sich

Die Anfragen von Institutionen würden sich derzeit häufen. Jeder wolle etwas online anbieten: Einen Podcast, einen Text und Autoren sollten dies umsonst liefern. "Bedienen wir dann diese Institutionen, die sich selbst profilieren, wird dadurch unser Geschenk, wenn wir es gratis tun, zu einer kostenlosen Werbung", sagt Naoura.
Gerade die professionellen Anbieter sollten nach Wegen suchen, wie man online die Arbeit der Autoren vergüten könnte, fordert Naoura. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass solche Kulturgüter umsonst seien.
(nho)
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