Nicaragua

"Der Unmut ist sehr groß"

02.09.2018, Nicaragua, Managua: Schwer bewaffnete Polizisten sitzen auf einem Pick-up und stehen neben einem brennenden Polizeifahrzeug. Mindestens eine Person wurde in Managua verletzt als Unbekannte mit Schusswaffen auf die Teilnehmer einer Demonstration gegen die Regierung schossen. Foto: Carlos Herrera/dpa | Verwendung weltweit
Ausschreitungen nach einer Demonstration in der Hauptstadt Managua Anfang September © picture alliance / dpa / Carlos Herrera
Burkhard Birke im Gespräch mit Anke Schaefer  · 14.09.2018
Mehr als 400 Tote hat der Konflikt zwischen der nicaraguanischen Regierung und Opposition seit April hervorgebracht. Doch Präsident Daniel Ortega legt sich selbst mit der Kirche an, sagt unser Reporter und Lateinamerika-Experte Burkhard Birke.
Einst war der Präsident Nicaraguas, Daniel Ortega, ein Hoffnungsträger, aber das ist lange her. Die "Droge Macht" habe ihn verändert, sagte unser Studiogast, der Reporter und Lateinamerika-Experte von Deutschlandfunk Kultur, Burkhard Birke. Der überwiegende Teil der Bevölkerung Nicaraguas stelle sich heute gegen Ortega. Der Präsident sei zum vierten Mal in das Amt gelangt, weil er die Verfassung gebeugt habe. "Der Unmut ist sehr groß."

Angespannte Lage

Entzündet habe sich der Ärger an einer Rentenkürzung von fünf Prozent, denn das lateinamerikanische Land habe kein Geld mehr. Danach hätten die Studenten und andere Regierungskritiker die Initiative ergriffen und seien auf die Straße gegangen. Das sei brutal niedergeschlagen worden. Zu den Forderungen der Opposition gehöre, dass der nationale Dialog wieder aufgenommen werden soll, sagte Birke.
Reporter Burkhard Birke und Moderatorin Anke Schaefer in einem Studio von Deutschlandfunk Kultur
Burkhard Birke und Anke Schaefer m Studio von Deutschlandfunk Kultur© Deutschlandradio / Matthias Horn
Die Regierung habe den Dialog behindert und die Kirche vergebens lange Zeit versucht, zu vermitteln "Aber selbst mit der Kirche hat sich die Regierung von Daniel Ortega angelegt und sie nicht mehr als Vermittler anerkannt", sagte Birke. Einzelne Priester seien sogar bedroht worden. Die Situation sei deshalb sehr angespannt. Die Opposition wünsche eine Wahlrechtsreform und verfolge das Ziel, Ortega abzusetzen. Außerdem gehöre zu den Forderungen, die politischen Gefangenen in Nicaragua freizulassen. (gem)

Burkhard Birke ist Reporter bei Deutschlandfunk Kultur mit Sitz in Berlin. Nach seinem Studienabschluss als Volkswirt begann Burkhard Birke 1982 beim Saarländischen Rundfunk als Reporter, Moderator und Redakteur für Hörfunk und Fernsehen in den Ressorts Politik, Zeitgeschehen, Wirtschaft und Soziales. Er war Korrespondent des RIAS und der ARD in Washington und des Deutschlandfunks in Brüssel und London. Außerdem berichtete er aus Paris.

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