Neugieriges Basilikum
Basilikum beobachtet seine Umwelt. Es spürt, wenn es gerupft wird und sieht, ob das Licht an oder aus ist - das zumindest behauptet der Biologe Daniel Chamovitz in seinem neuen wunderbaren Buch: "Was Pflanzen wissen" heißt es.
Mit zahlreichen Beispielen entführt der Direktor des Manna Center for Plant Biosciences in die wunderbare Welt der Botanik: Eine Irispflanze merkt, ob sie mit rotem oder blauen Licht beschienen wird und sie kann sich nach einer dunklen Nacht an die letzte Farbe erinnern, die sie gesehen hat. Der Teufelszwirn riecht, wo die nächste Tomatenpflanze steht und wächst auf den Geruch zu. Und von Schädlingen befallene Limabohnen schaffen es, die Feinde ihrer Feinde zu ihrer Verteidigung herbeizurufen.
Chamovitz räumt gründlich mit dem Vorurteil vom schnöden "Grünzeug" auf und zeigt, dass Pflanzen ihre Umwelt viel genauer beobachten, als es dem Menschen möglich ist. So haben sie fünf verschiedene Arten von Lichtrezeptoren – der Mensch hat nur vier. In sechs Kapiteln geht der Autor auf jeden einzelnen Sinn einer Pflanzen ein: Sie sehen, riechen, fühlen, hören, wissen etwas über sich selbst und erinnern sich.
Das liest sich anfangs bizarr, aber überzeugt. Chamovitz weitet dabei die Definition des Begriffs "wissen" aus und stellt gleich zu Beginn klar, im menschlichen Sinn können Pflanzen nichts wissen, da ihnen das Gehirn fehlt, um Sinneseindrücke zu verarbeiten. Trotzdem - so der Biologe - gelingt es ihnen, ihre Umwelt wahrzunehmen und darauf zu reagieren. So erinnern sich Erbsenpflanzen an eine Berührung, die mehrere Stunden zurückliegt.
Ausführlich erzählt Chamovitz auch von den Forschern, die diese wundersamen Fähigkeiten entdeckten. Charles Darwin setzte Sämlingen undurchsichtige Kappen auf und stellte sie neben eine brennende Kerze, um herauszufinden, wo so "ihre Augen" sitzen. Andere stellten ein Tomatenparfüm her, um den Geruchssinn des Teufelszwirns zu testen. Oder sie durchleuchteten das Erbgut von Pflanzen und entdeckten, dass Pflanzen auf molekularer Ebene verblüffende Ähnlichkeiten zum Menschen haben. Sie verfügen sogar über ein Gen, das bei Frauen Brustkrebs verursachen kann und auch bei ihnen dazu führt, dass ihre Stammzellen sich häufiger als normale Zellen teilen.
Trotz all dieser wundersamen Schilderungen räumt Chamowitz zugleich auch mit einigen Mythen auf: Falsch ist etwa, dass Pflanzen hören können und eine Vorliebe für klassische Musik pflegen. Das jedenfalls behauptete eine amerikanische Hausfrau 1950. Heute weiß man: Es ist die warme Luft, die aus den Lautsprechern weht, die die Pflanzen gut gedeihen lässt. "Was Pflanzen wissen" ist ein wunderbar abenteuerliches Buch, das sich spannender liest als so mancher Krimi. Mehr noch: Es öffnet den Blick für die Natur und jede noch so kleine Zimmerpflanze.
Besprochen von Monika Seynsche
Daniel Chamovitz: "Was Pflanzen wissen - Wie sie sehen, riechen und sich erinnern"
Übersetzt von Christa Broermann
Hanser Verlag, München 2013,
208 Seiten, 17,90 Euro
Chamovitz räumt gründlich mit dem Vorurteil vom schnöden "Grünzeug" auf und zeigt, dass Pflanzen ihre Umwelt viel genauer beobachten, als es dem Menschen möglich ist. So haben sie fünf verschiedene Arten von Lichtrezeptoren – der Mensch hat nur vier. In sechs Kapiteln geht der Autor auf jeden einzelnen Sinn einer Pflanzen ein: Sie sehen, riechen, fühlen, hören, wissen etwas über sich selbst und erinnern sich.
Das liest sich anfangs bizarr, aber überzeugt. Chamovitz weitet dabei die Definition des Begriffs "wissen" aus und stellt gleich zu Beginn klar, im menschlichen Sinn können Pflanzen nichts wissen, da ihnen das Gehirn fehlt, um Sinneseindrücke zu verarbeiten. Trotzdem - so der Biologe - gelingt es ihnen, ihre Umwelt wahrzunehmen und darauf zu reagieren. So erinnern sich Erbsenpflanzen an eine Berührung, die mehrere Stunden zurückliegt.
Ausführlich erzählt Chamovitz auch von den Forschern, die diese wundersamen Fähigkeiten entdeckten. Charles Darwin setzte Sämlingen undurchsichtige Kappen auf und stellte sie neben eine brennende Kerze, um herauszufinden, wo so "ihre Augen" sitzen. Andere stellten ein Tomatenparfüm her, um den Geruchssinn des Teufelszwirns zu testen. Oder sie durchleuchteten das Erbgut von Pflanzen und entdeckten, dass Pflanzen auf molekularer Ebene verblüffende Ähnlichkeiten zum Menschen haben. Sie verfügen sogar über ein Gen, das bei Frauen Brustkrebs verursachen kann und auch bei ihnen dazu führt, dass ihre Stammzellen sich häufiger als normale Zellen teilen.
Trotz all dieser wundersamen Schilderungen räumt Chamowitz zugleich auch mit einigen Mythen auf: Falsch ist etwa, dass Pflanzen hören können und eine Vorliebe für klassische Musik pflegen. Das jedenfalls behauptete eine amerikanische Hausfrau 1950. Heute weiß man: Es ist die warme Luft, die aus den Lautsprechern weht, die die Pflanzen gut gedeihen lässt. "Was Pflanzen wissen" ist ein wunderbar abenteuerliches Buch, das sich spannender liest als so mancher Krimi. Mehr noch: Es öffnet den Blick für die Natur und jede noch so kleine Zimmerpflanze.
Besprochen von Monika Seynsche
Daniel Chamovitz: "Was Pflanzen wissen - Wie sie sehen, riechen und sich erinnern"
Übersetzt von Christa Broermann
Hanser Verlag, München 2013,
208 Seiten, 17,90 Euro