Neues Rin Album "Nimmerland"

Deutschrap fernab der alten Schule

06:42 Minuten
Der Rapper Rin auf der Bühne.
Für Jan Kawelke hat Rins neues Album Hitpotential. © imago images / Martin Müller
Jan Kawelke im Gespräch mit Oliver Schwesig  · 06.12.2019
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Das neue Album von Rin erinnert daran, nicht zu schnell erwachsen zu werden. Wie es der Rapper mit seinem Sound schafft, den Zeitgeist einer ganzen Generation in einem Gefühl zu transportieren, erzählt Jan Kawelke vom Podcast "Macchiavelli".
Musikalisch gesehen ist Rin ein Pionier im Deutschrap, gerade nannte ihn "Die Zeit" den "Rio Reiser der Generation Autotune". Der rothaarige Rapper mit kroatischen Wurzeln kommt aus Bietigheim-Bissingen, einem kleinen Ort in der Nähe von Stuttgart.
Doch wer hier an ödes Hinterland denkt, liegt nicht ganz richtig: Tatsächlich kommen auch die Rapper Bausa und Shindy - und Hartmut Engler von Pur - aus dieser Ecke von Deutschland.
Auch Jan Kawelke ist der Meinung, dass Rin ein Talent sei, das den Deutschrap durch seine unkonventionelle Herangehensweise entkrampfe. "Er hat es wie kaum jemand geschafft, den Zeitgeist der Jugend in Musik zu übertragen. Da geht es nicht mehr darum, dass der Reim ausgetüftelt ist, sondern dass das Gefühl stimmt," so Kawelke.

Das Gefühl steht im Mittelpunkt

Rin arbeite sehr stark referenziell und nutze popkulturelle Bezüge zu Kunst, Marken und Sportlerinnen. Diese Begriffe fülle Rin jedoch nicht mit Inhalt, vielmehr nutze er sie, um einen bestimmten Klang oder eine diffuse Assoziation beim Hören hervorzurufen: Wieder stehe vor allem das Gefühl im Mittelpunkt.
Jetzt ist Rins neues Album "Nimmerland" erschienen. Während der Produktion des Albums sei der Rapper sehr beeindruckt von dem Film "Hook" gewesen, in dem Robin Williams den erwachsen gewordenen Peter Pan spielt, der wieder lernen muss ein Kind zu sein. Auf dem Album sind viele Referenzen zu Rins Kindheit in den 90ern zu finden: Geräusche, Samples, Melodien – sogar ein Cover von "Du trägst keine Liebe in dir" von Echt.

Ein Album mit Hitpotential

Das Album solle eine Erinnerung daran sein, trotz all der Erfolge der letzten Zeit nicht zu schnell erwachsen zu werden, so Kawelke. Für ihn ist "Nimmerland" ein Album mit Hitpotenzial:
"Rin hat eine Formel für sich gefunden. Er hat viel Zeit investiert, ein Studio gebaut, sich mit seiner Stimme und Frequenzen auseinander gesetzt und viel mit seinen Produzenten getüftelt. Das war irgendwann mehr Physik, als Kunst - weil es nur noch um Frequenzbereiche ging. Aber das hat sich gelohnt."

Trend aus den USA

Das Album erscheint in einer Deluxebox in Form eines Schuhkartons: Der klassische Nike Karton, eine Marke, die Rin in seiner Musik oft als Referenz nutzt. Der Trend, Alben in Deluxeboxen zu verkaufen, ist aus den USA in den Deutschrap übergeschwappt. Dabei werden Alben in einer Box mit jeder Menge Fanartikeln wie Shirts, Aufklebern und Postern zusammen verkauft.
Und das hat Einfluss auf die deutschen Charts. Denn bei denen geht es lediglich um den reinen Umsatz, und solche Boxen verkaufen sich viel teurer als normale CDs. "Vor allem im Deutschrap kaufen die Fans sowas besonders gerne", so Kawelke.
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