Neuer Roman von Margaret Atwood

Keine Diktatur hält ewig

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Margaret Atwood posiert mit ihrem neuen Roman "Die Zeuginnen" und als Figuren aus dem Roman verkleideten Schauspielerinnen bei einer Lesung in einem Londoner Buchladen.
Margaret Atwood präsentiert in London ihren neuen Roman "Die Zeuginnen". © Picture Alliance/Cover Images/Robin Pope
Bernadette Conrad im Gespräch mit Gesa Ufer · 10.09.2019
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Heute erscheint der neue Roman „Die Zeuginnen“ der kanadischen Autorin Margaret Atwood. Wieder spielt die Auseinandersetzung mit totalitären Strukturen eine wesentliche Rolle. Doch Atwood lässt auch auf Veränderungen hoffen.
Es ist vermutlich das literarische Ereignis des Jahres: Heute erscheint das Buch "Die Zeuginnen" der kanadischen Autorin Margaret Atwood. Es ist die Fortsetzung ihres weltweiten Bestsellers "Der Report der Magd". Nach wochenlanger und nicht ganz geglückter Geheimhaltung von Verlagsseite gab es in der vergangenen Nacht bereits eine Lesung in London. Heute wird die offizielle Buchpremiere weltweit in mehr als tausend Kinos übertragen.

Der Mensch als Monster

Margaret Atwood sei mehr als die Autorin der Stunde, betont die Literaturkritikerin Bernadette Conrad: Sie sei die Autorin eines Zeitalters. Auch dieses Mal spielt der Roman im fiktiven Gilead, einem totalitären, christlich-fundamentalistischen Staat, in dem Frauen als Gebärmaschinen und Sexsklavinnen missbraucht werden.
Bereits vor 50 Jahren habe Atwood mit ihrem Buch "Survival" ihre noch immer aktuelle These vorgelegt: "Dass die Zeit, in der die Natur das Monster für den Menschen war, lange vorbei ist. Und längst der Mensch das Monster für die Natur ist. Seither gibt es etliche Bücher, die sowohl den frauenrechtlichen als auch vor allem den Umweltaspekt immer wieder mit sich führen."

Einsatz für Frauenrechte

Zwar habe sich Atwood immer wieder von *ismen jeglicher Art abgegrenzt, doch habe sie sich schon früh und deutlich für Frauenrechte stark gemacht – unter anderem in dem Buch "Die Räuberbraut".
Atwood vertrete die Auffassung, dass sich Frauen mit den bösen weiblichen Figuren identifizierten. Ihre Botschaft sei, nicht naiv und arglos auf das eigene Geschlecht und die Verfasstheit der Welt zu schauen, sondern Machtmechanismen zu begreifen, um die eigenen Ziele durchzusetzen. Denn auch Diktaturen seien brüchig und hielten nicht ewig.
Diese Überzeugung wolle Atwood auch in ihrem neuen Buch "Die Zeuginnen" aufzeigen. Unter anderem mit der Figur der Tante Lydia, die bereits in "Der Report der Magd" auftrat und dort unter anderem die Mägde quält. Nun sei Lydia aufgeweichter und zerbrechlicher. Diese Romanfigur sei, wie Atwood selbst in der "New York Times" erklärte, keine echte Überzeugungstäterin, sondern von Angst geprägt.
(rzr)

Margaret Atwood über "Die Zeuginnen" und die Aktualität ihres neuen Romans im Beitrag von Friedbert Meurer in unserer Sendung "Fazit" am 10. September 2019:

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