"Mandela: Der lange Weg zur Freiheit" von Justin Chadwick (GB/Südafrika 2012/2013, 152 Minuten), mit Idris Elba and Naomie Harris, basierend auf dem Buch “Long Walk To Freedom“ von Nelson Mandela/1994
Schön gefilmt, aber reizlos
In diesem überlangen Spielfilm bekommt Nelson Mandela zwar den ihm gebührenden Respekt, aber es gibt keine wirkliche Energie und Spannung. Einspielungen von Originalaufnahmen lösen da schon mehr Gänsehaut aus.
Es ist unstrittig, dass Nelson Mandela, 18. Juli 1918 bis 5. Dezember 2013, eine überragende Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts war. Der Friedensnobelpreisträger (1993) und erste Schwarze Präsident Südafrikas ist "eine Ikone, auf die sich alle Lager verständigen können" ("epd Film/2 2014“). Ihm in seiner wahren Person auch nur annähernd nahe zu kommen, dem wird der Spielfilm leider nicht gerecht. Er gibt sich merlich Mühe, die vielen privaten und politischen Stationen seines Lebens abzuarbeiten, verheddert sich dabei aber ständig im permanenten Vorzeigen von Massenszenen als Dauer-Erklärung für engagierte Aktivitäten.
Nelson Mandela bekommt in diesem langen Spielfilm zwar den ihm gebührenden Respekt, es gibt aber keine wirkliche Energie und Spannung. Dies bleibt hier immer nur Behauptung und deshalb langweilt der Spielfilm zunehmend, was angesichts dieses außergewöhnlichen Menschen, dieser bedeutsamen historischen Person und seiner "Wirkung" im vergangenen Jahrhundert ein unangenehmes Schamgefühl auslöst: Man möchte ihn "spüren", vielleicht noch mal anders, entdecken, ausloten. Aber nichts da. Der Film hakt ab, sehr laut, wenig einfühlsam. Alles schön gefilmt, aber reizlos.
Der britische Regisseur Justin Chadwick, 45, einst als Schauspieler unterwegs ("London Kills"), auf der Berlinale von 2008 mit seinem Historiendrama "Die Schwester der Königin" im Wettbewerb vertreten, vermag mit "Mandela: Der lange Weg zur Freiheit", wenig zu bewirken. Und das bei so einem Mann, so einer Jahrhundertperson – wie schade. Und Hauptdarsteller Idris Elba spielt auch mehr eine Maske als den charismatischen Menschen. Das Resümee: Da lösen die Einspielungen von Originalaufnahmen (zum Beispiel vom 1988er "Free-Mandela-Konzert" im Londoner Wembley-Stadion oder von Nelson Mandela selbst weitaus mehr "Gänsehaut" aus als es der überlange Film jemals vermag.