Neu im Kino: "A Perfect Day"

Sinnbild für den Irrsinn des Krieges

Der puerto-ricanische Schauspieler.Benicio del Toro als Mambrú in einer Szene des Kinofilms "A Perfect Day" von Fernando León de Aranoa
Benicio del Toro als Mambrú in einer Szene des Kinofilms "A Perfect Day" von Fernando León de Aranoa © picture alliance / dpa / X-Verleih
Von Hannelore Heider · 21.10.2015
Im Jahr 1995 irgendwo auf im Balkan. Der Krieg ist vorbei, aber Frieden ist noch nicht eingekehrt. Ein Team von Helfern, gespielt von Benicio del Torro und Tim Robbins, soll eine Leiche aus einem Brunnen bergen.
Die Französin Sophie und Mambrú, der harte Kerl aus Costa Rica, gehören einer internationalen Hilfsorganisation an. Auf staubigen Bergstraßen fahren sie Mitte der 90er-Jahre durch bosnisches Kriegsgebiet und auch, wenn die Friedensverhandlungen im ehemaligen Jugoslawien fast abgeschlossen sind, erleben sie, dass immer noch jeder Streit mit unversöhnlicher Gewalt ausgetragen wird.

Für das kleine Team von "Aide across the Border" ist Frieden nicht in Sicht. Die beiden Männer aus Costa Rica, Marmbrú (Benicio del Torro) und B (Tim Robbins), arbeiten schon jahrelang im Kriegsgebiet und versuchen z.B. die Wasserversorgung für die Zivilbevölkerung zu garantieren. Ihr neuester Fall stellt sie wieder einmal vor eine schier unlösbare Aufgabe. Dabei geht es nur um ein Seil, das besorgt werden muss, um eine Leiche aus dem letzten, noch nicht verminten Bergbrunnen zu bergen. Wer den Mann da rein geworfen hat, wird man von den verfeindeten Bewohnern nie erfahren. Der Tote soll den Brunnen vergiften, damit andere Wasser aus Tankwagen verkaufen können. Beim Herausziehen wird ihnen keiner helfen, denn Tote soll man nicht anfassen.
Der Irrsinn des Bruderkrieges
Es ist also ein Fall für Mambrú und seine Männer, die an diesem Tag durch die französische Wasserexpertin Sophie Hilfe bekommen haben. Als der schwere Tote auf halber Strecke aus dem Brunnen geborgen ist, reißt das alte Seil. Ein neues muss her und die schier unlösbaren Schwierigkeiten beim Besorgen eines einfachen Strickes sind der rote Faden, an Hand dessen Regisseur Fernando León Aranoa den ganzen Irrsinn dieses Bruderkrieges aus der Sicht der Helfer mit tiefschwarzer Komik aufrollt.
Dazu gehört die Charakterzeichnung seiner Helden als Mischung aus humanitären Idealen und Landsermentaliät. Sie sind schon jahrelang im Einsatz und können den kleinen und großen Katastrophen während ihrer Mission oft nur noch mit Zynismus begegnen. Sehr zum Entsetzen von Sophie (Melanie Thierry), deren Idealismus und Unerschrockenheit auch aus mangelnder Erfahrung rührt. Mit ihnen im Jeep fahren ein kleiner Junge, der unbedingt einen Ball aus seinem zerstörten Heim holen will, und der Dolmetscher Damir (Fedia Stukan), der lebensgefährlich zwischen allen Stühlen sitzt.
Menschen in Not und die Sturheit der Bürokraten
Ihnen begegnen Menschen in Not, voller Hass oder einfach die Sturheit von Bürokraten. Das Kommando der UN-Blauhelme torpediert ihre Bemühungen und die Einheimischen lehnen ihre Hilfe ab, weil der Krieg sie misstrauisch und feindselig gemacht hat. Wenn wir Zuschauer immer wieder über groteske Situationen lachen müssen, bleibt es uns in der nächsten Sekunde auch schon im Hals stecken. Harte Musik und lange Fahrten im Jeep durch eine abweisende Berglandschaft teilen die zwei Tage ein, die wir mit dem Team erleben. Der ironische Filmtitel "A Perfect Day" könnte von ihnen stammen, den Männern und Frauen, die trotz der Aussichtslosigkeit ihres Tuns jeden Tag das tun, was getan werden muss. Fernando León der Aranoa hat ein tief bewegendes Sinnbild für den Irrsinn des Krieges mit hervorragenden Darstellern auf die Leinwand gebracht.

"A Perfekt Day"
Spanien 2015, Regie: Fernando León de Aranoa; Darsteller: Benicio del Torro, Tim Robbins, Melanie Thierry, Olga Kurylenko, Fedia Stukan
106 Minuten, ab 12 Jahre

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