Ein Monster-Film

Von Jörg Taszman · 13.10.2008
Der mexikanische Filmemacher Guillermo del Toro gilt als eines der neuen Wunderkinder Hollywoods. Er sorgte bereits mit seinem Oscar-nominierten Film "Pan's Labyrinth" für Aufsehen. In der Comic-Verfilmung "Hellboy- Die Goldene Armee" entwirft er eine ganz eigene Fantasiewelt, indem er seine Vorliebe für Geschöpfe zwischen Mann und Tier auslebt.
Statt Autogramme zu geben und Menschen zu widmen, die er noch nie gesehen hat, zeichnet Guillermo del Toro lieber blitzschnell kleine Monster oder Fabelwesen aufs Papier. Optisch wirkt der 44-jährige, schwergewichtige Mexikaner mit dem runden Kopf und der Brille wie ein gutmütiger Bär. Lange galt er nur als Spezialist für gehobene Horror- und Fantasyfilme, aber spätestens mit "Pan’s Labyrinth" aus dem Jahr 2006 bewies del Toro, dass er es wie kein Zweiter versteht, fantasievoll unterschiedliche Filmgenres miteinander zu verknüpfen.

"Pan’s Labyrinth" spielt in den dunkelsten Jahren der Franco-Diktatur. Aus dem Blickwinkel eines jungen Mädchens, Ofelia, wird erzählt, wie ihr Stiefvater ein diktatorischer Franco-Offizier, gnadenlos Jagd auf Partisanen macht. Die kleine Ofelia flüchtet sich in eine Traumwelt, und muss sich mit Elfen, Faunen und Ungeheuern auseinandersetzen. Die Fabelgestalten in "Hellboy" ähneln denen aus "Pan’s Labyrinth" und Guillermo del Toro, der beim zweiten Teil der Comic-Verfilmung einfach frei schreiben konnte, was er wollte, steht auch dazu:

" Ich könnte den Rest meines Lebens damit verbringen, Monster zu entwerfen. Das würde mich sehr glücklich machen. Was mir am ersten Film nicht so gefiel, war, dass es zuwenig Monster gab. Und schlussendlich sind die beiden Hellboy-Filme Monster-Filme. "

In "Hellboy 2" zählt nicht, was erzählt wird, sondern wie. Man ist fasziniert von Guillermo del Toro’s Regiestil, seiner Vorliebe für Monster und Geschöpfe zwischen Mann und Tier, die alle etwas anders sind. Auch wer mit Comic-Verfilmungen nur wenig anfangen kann, sollte sich an den ganz eigenen Fantasiewelten von del Toro, die gerade auf der großen Leinwand so zum Tragen kommen, versuchen. Überraschend ist dann, wie sehr sich der Mexikaner mit Hellboy identifiziert:

" Ich liebe Hellboy, und er ist wirklich autobiografisch. Im ersten Film ist beispielsweise mein Werben um meine Frau enthalten, und einige persönliche Sätze und Dinge, die in meinem Leben eine Rolle spielten, finden sich nun auch im zweiten Hellboy. So habe auch ich viel zu viele Sachen zu Hause und meine Frau sagt, warum hast du die gleiche CD und DVD mehrmals. Oder aber wenn man plötzlich zu einer Art Berühmtheit wird und die Frau, die dich liebt, fragt: Brauchst du wirklich die Lieben von allen oder reiche ich dir aus? So ist mir diese Figur sehr nahe und ich schreibe ihn, indem ich von mir ausgehe. "

Legendär ist die Sammlerwut del Toros, der allein vom holländischen Film "Karakter" mehr als ein Dutzend verschiedene DVD-Ausgaben hat und insgesamt 7000 DVDs sein Eigentum nennt. Für diese stattliche Sammlung allein musste er ein Haus anmieten. Was den Mexikaner mit seinen Ticks so sympathisch macht, ist auch sein Sinn für alte, mechanische Gegenstände und Handwerkskunst. So drehte er auch ganz bewusst den ersten "Hellboy" in Prag und nun den zweiten Teil in Budapest:

" Es gab finanzielle Gründe, aber auch die Handwerkskunst im alten Europa ist mir sehr wichtig. Das ist bei den Dekors und den Bauten in Europa schon noch anders als in den USA. Auch wenn ich die amerikanischen Teams in L.A. mag, so finde ich schon, dass es hier in der alten Welt noch Filmarbeiter und Handwerker gibt, die von der Bühne und der Oper her kommen. Ich habe das zuerst in Prag erfahren beim ersten "Hellboy" und nun auch in Budapest."

Einen Bruder im Geiste nennt del Toro den Neuseeländer Peter Jackson, der wie er im Horrorgenre debütierte und dann mit der Trilogie "Der Herr der Ringe” Filmgeschichte schrieb. Jackson wird als nächstes "Der kleine Hobbit" produzieren und Guillermo del Toro, der "Harry Potter" ablehnte, wird Regie führen. Um seine Zukunft muss man sich also keine Sorgen machen.

" Also für mich hat diese "Harry Potter"-Welt, die in den ersten beiden Filmen etabliert wurde, keine Anziehungskraft. Ich sah die ersten beiden Filme und sagte, ich habe kein Interesse daran, in diesem "Harry Potter"-Universum zu leben. Glücklicherweise kam dann Alfonso Cuaron und schuf einen verblüffenden "Harry Potter"-Film. Das war schon viel interessanter, aber dennoch wollte ich es nicht riskieren und eine Welt erschaffen, die mich nicht faszinierte. Der kleine Hobbit dagegen war schon als Kind für mich ein ganz wesentliches und wichtiges Buch. Dann kommt hinzu, dass Peter Jackson mit der "Herr der Ringe"-Trilogie eine wunderbare Welt erschaffen hat. Dieses Universum liebe und bewundere ich. Es ist so, als hätte da jemand ein fantastisches Haus gebaut, und man fragt dich nun, möchtest du für dieses Haus ein Penthouse kreieren. Und da sage ich: Auf jeden Fall möchte ich das! "