Netzmusik

Geheime Nächte, flüchtige Bands

20.09.2014
Es geht wild zu diese Woche in der Netzmusik, zusammengestellt von Roland Graffé: Die tschechische Band The Finally macht laut Selbstauskunft Musik nach Machart des Shoegazing, also eher: Gitarrenwände mit gedehnten Harmonien, womit sich zum Beispiel prima die eigene Melancholie pflegen lässt.
Es geht wild zu diese Woche in der Netzmusik, zusammengestellt von Roland Graffé:
Die tschechische Band The Finally macht laut Selbstauskunft Musik nach Machart des Shoegazing, also eher: Gitarrenwände mit gedehnten Harmonien, womit sich zum Beispiel prima die eigene Melancholie pflegen lässt. Jetzt hat sie ihren Song "Big Love in a Small Town" von Fred Madison remixen lassen. Und obwohl der seinen Künstlernamen von der Hauptfigur des Lynch-Films "Lost Highway" hat, ist dabei nicht noch Schwermütigeres herausgekommen, sondern der Track hat sich vom Schuhestarren in pure Tanzbarkeit gewandelt - und erinnert dabei durchaus an die Hochzeiten des Madchester und der britischen "Ravemania" (ca. 1988ff).
Sehr hüpfbereit und catchy auch "Charisma Momma" von MYFEVER aus Florida, das die heutigen, immer komplizierteren Verstrickungen aus Narzismus und Selbstbehauptung besingt.
Im französischen Kaff Aulnoye-Aymeries findet seit 10 Jahren das Festival Les Nuit Secretes statt, bei dem ganz auf Überraschung gesetzt wird: Es gibt kein offizielles Line-Up, sondern das Publikum (dieses Jahr: über 50.000 Leute) weiß vor den Konzerten nicht, wen es präsentiert bekommt. In Les Secretes Sessions wird das noch auf die Spitze getrieben. Musikerinnen und Musiker der teilnehmenden Bands finden sich für einen Abend in jeweils unterschiedlich zusammengewürfelten Besetzungen zusammen. Die haben dann genau zwei Stunden Zeit, gemeinsam ein Stück zu schreiben und einzuüben und schon geht's damit auf die Bühne - möge dabei nun Großartiges oder eher das Gegenteil herauskommen, wie es so schön auf der zugehörigen Webseite heißt.
Es ist aber eigentlich nur großartig und überhaupt, "I don't give a shit", so das erste vorgestellte Stück von der letzten Veranstaltung dieser Art. Rock n' rollt ordentlich und lässt auch sonst an Explizitheit nichts zu wünschen übrig. Als zweites und im Kontrast dazu "So long", eine Country-Ballade zum In-den-Sonnenuntergang-Reiten. Die Auftritte sind dann am am nächsten Tag bereits auf Youtube und die Songs gibt es als Compilation zum freien Download gleich dazu.
Danach hören wir Joshua Gibbs aus Sydney, der unter dem Projektnamen Setec ein wunderschönes Album beim Netlabel Feral Media herausgebracht hat, daraus spielen wir das Mehrstimmenklingklangstückchen "Glassworks".
Zum Abschluss dann noch Aerodynamics ft. Sidekicks mit "Summer Love", veröffentlicht vom Label OHM Records, dessen Programm äußerst "radiokompatibel" daherkommt, so inklusive autogetunter Vocals und Stampfbeats. Das lärmt dann manchmal schon an die Schmerzgrenze des Aal- und Allzuglatten heran, hier aber schlicht: ein Spätsommerhit!
Playlist: