Wer bei den US-Unternehmen Netflix, Virgin oder auch bei der Hamburger Agentur Elbdudler arbeitet, der kann so viel Urlaub im Jahr nehmen, wie er möchte. Die einzige Bedingung: Die Arbeit darf nicht liegen bleiben. Ob das eine sinnvolle oder weniger sinnvolle Regelung ist, hänge von jeweiligen Arbeitnehmer ab, meint der Freizeitforscher Ulrich Reinhardt, Leiter der "Stiftung für Zukunftsfragen", finanziert von British American Tobacco. "Für den einen mag es durchaus attraktiv sein, selbst darüber entscheiden zu können, wie lange er unterwegs ist, der andere wird sich dadurch eher gestresst fühlen, weil er weiß, dass die Arbeit eben nicht darunter leiden darf und dann arbeitet er eben doch mehr als wenn er ganz normal seinen Urlaub einreichen würde, der ja gesetzlich vorgegeben ist", sagt Reinhard.

Interessant findet Reinhardt vor allem eine Frage, die dadurch aufgeworfen wird: "Macht es nicht mehr Sinn, Arbeit darüber zu definieren, was geschafft werden muss und nicht über Zeiten?" Auch das Ende des klassischen Acht-Stunden-Tages können solche Regeln einleiten: "Noch halten wir sklavisch daran fest, das wird aber in Zukunft immer weniger Sinn machen. Ich glaube nicht, dass wir ihn noch lange haben werden."

Doch dass Netflix und Virgin die Vorreiter sind, die die gesamte Arbeitswelt auf den Kopf stellen, davon geht Reinhardt nicht aus. "Es kann sich in vielen Bereichen ja gar nicht durchsetzen. Schauen wir uns den Handel an, schauen wir uns Fabriken an, schauen wir uns Einzelunternehmer an: Die sind darauf angewiesen, dass ihre Arbeitnehmer kontinuierlich am Arbeitsplatz erscheinen."