Nadine Gordimer

"Sie hat ihren Ruhm nie ausgelebt"

Die südafrikanische Autorin Nadine Gordimer auf einer Lesung. Sie hält ein Buch von sich in der Hand und spricht in ein Mikrofon.
Nadine Gordimer auf einer Lesung. © picture-alliance/ dpa / epa ansa Alessandro
Moderation: Joachim Scholl · 15.07.2014
Um ihre Person machte sie keinen großen Wirbel: Als sensibel, bescheiden und bodenständig beschreiben Weggefährten wie der Verleger Arnulf Conradi und die Schriftstellerin Ruth Weiss Nadine Gordimer.
Fragt man die Wirtschaftsjournalistin und Schriftstellerin Ruth Weiss (Audio) , was sie an ihrer Freundin Nadine Gordimer besonders geschätzt hat, dann muss die um ein Jahr Jüngere nicht lange überlegen:
"Sie war eine sehr selbstbewusste, aber bescheidene Frau. Sie hat ihren Ruhm nie ausgelebt. Sie hat zum Beispiel mir als Freundin nie das Gefühl gegeben, dass ich ihr nicht ebenbürtig bin."
Die beiden Frauen hatten sich in den 40er-Jahren in dem Buchladen kennen gelernt, den Ruth Weiss, Tochter einer aus Deutschland geflohenen jüdischen Familie, in Johannesburg zusammen mit ihrem Ehemann betrieb. Abgesehen von großer persönlicher Sympathie habe die Ablehnung des Apartheid-Systems in Südafrika Weiss und Gordimer miteinander verbunden, sagte Weiss. Zuletzt hatte Ruth Weiss, die heute in Deutschland lebt, ihre Freundin vor vier Jahren in Südafrika besucht.
Als politisch wichtige, aber dennoch nicht als "politische Autorin" bezeichnete sie der frühere Verleger des Berlin-Verlages, Arnulf Conradi, der Nadine Gordimers Werke in Deutschland verlegte:
"Sie hat sich immer dagegen gewehrt, auf dieses Apartheid-Thema reduziert zu werden."
Sie habe, wie viele große Schriftsteller, das Politische in ihr Werk hinein genommen.
"Aber ihr Werk erschöpft sich nicht im Politischen."
Gerne erinnert sich Conradi an persönliche Treffen mit der Autorin:
"Sie war ja auch ein imposante Erscheinung, rein vom Äußeren schon: Klein, zierlich, wunderschön, lebhaft, sprühend, energisch - jeder ging auf sie zu. Alle mochten sie."
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