Nachtzüge durch Europa

Grenzen im Schlaf überwinden

08:47 Minuten
Nachtzug: Ein Schaffner im leeren, dunklen Gang.
Von Wien nach München nach Paris in einem Zug: Das soll ab Ende 2021 möglich sein. Als "großes Abenteuer" hat Steffen Kopetzky seine Zeit als Schlafwagenschaffner erlebt. © dpa / picture alliance / zb / Friedrich Schumann
Steffen Kopetzky im Gespräch mit Julius Stucke |
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Die Politik möchte, dass wieder mehr Nachtzüge über Europas Schienen rollen. Vor allem der Klimaschutz solle so gestärkt werden. Nachtzüge seien Ausdruck eines ureuropäischen Gedankens, sagt der Schriftsteller Steffen Kopetzky.
Abends in München oder Berlin einsteigen und morgens entspannt und ausgeschlafen in Paris oder Brüssel ankommen. Nachtzüge machen solch ein Reisen möglich. Deutschland, Frankreich, Österreich und die Schweiz wollen das ab dem kommenden Jahr wieder möglich machen. Zusammen mit den Bahngesellschaften der Länder wollen sie die Nachtzüge in Europa wieder neu beleben. Der Beweggrund der Politik ist nicht Nostalgie, sondern vor allem Klimaschutz.

Eine europäische Idee

Dabei gibt es auch noch andere Gründe, die für den Schlafwagen sprechen. "Die europäische Einigung war schon immer das große Thema des Schlafwagens", erklärt der Schriftsteller Steffen Kopetzky. "Ganz zu Beginn wurden die Grenzen der einzelnen Schlafwagengesellschaften überwunden. So entstand der Orientexpress."
Ohne Umsteigen von Paris nach Venedig oder gar bis Konstantinopel, das sei ein "ureuropäischer Gedanke" gewesen. Kopetzky war von 1993 bis 1995 Schlafwagenschaffner. Ein Studentenjob, der für ihn "das große Abenteuer" bedeutete. Über diese Erfahrungen schrieb Kopetzky seinen Roman "Grand Tour".
Die neuen Pläne, wieder große Städte mit Nachtzügen zu verbinden, sieht Kopetzky positiv: "Ich denke, dass wir im Eisenbahnverkehr dringend eine Kooperation brauchen, wie wir es früher schon hatten." Europa sei ein relativ kleiner Kontinent, gemessen an den Distanzen, ideal für das Reisen per Bahn.

Pluspunkt Flexibilität

Wichtig fände Kopetzky, dass es auch Sitzplätze in den Zügen gäbe und die Flexibilität bliebe. Im Vergleich zum Flugverkehr punkte das Reisen mit der Bahn dadurch, dass man jederzeit ein- und aussteigen könne, so Kopetzky. "Dann wird es auf jeden Fall ein Gewinn sein."
Ab Dezember 2021 soll das Reisen für die Strecken Wien-München-Paris und Zürich-Köln-Amsterdam wieder per Schlafwaggon möglich sein. Berlin-Paris oder Zürich-Barcelona sollen folgen.
(nho)
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