Mystery-Genre

Vorschub für Verschwörungstheorien?

Lars Koch im Gespräch mit Max Oppel · 19.12.2017
Das Mystery-Genre steht für das Übernatürliche und Geheimnisvolle, für Verschwörungstheorien und das Irrationale. Auch die deutsche Netflix-Serie "Dark" transportiert diese Vorstellung der Welt. Verstärkt das antidemokratische Tendenzen?
Ein fiktives, typisch deutsches Dorf namens Winden im Jahr 2019. Es ist düster, es regnet, im Hintergrund zwei Kühltürme eines Kernkraftwerks, das unentwegt brummt. Die deutsche Netflix-Serie "Dark" verbindet Mystery mit Science-Fiction und Tschernobyl-Ängsten. Zu einem normalen Kriminalfall kommt Übernatürliches hinzu – ein paralleler Zeitreise-Plot. Ein beängstigendes Setting. Jeder, der sich davon mitreißen lässt, hat unweigerlich den Wunsch, all die irrationalen Zusammenhänge zu verstehen. Doch woher kommt überhaupt die Lust am Gruseln?
Der Medienwissenschaftler Lars Koch von der TU Dresden beschäftigt sich mit der kulturellen Kodierung von Angst in Literatur und Film. Er glaubt einerseits, dass die Angstlust daher kommt, dass man in der Serie "Dark" zum Beispiel ständig mitraten kann: Was gehört wie zusammen? Was passiert als nächstes? Andererseits bedinge unsere immer komplexer werdende Welt auch die Faszination für das Mystery-Gerne: "Bei diesen Serien wird mit einem Verschwörungsdenken operiert. In der Serie wird allerdings ein nachvollziehbare Handlung erzählt. Das sorgt bei vielen für einen Moment der Entlastung."
Lars Koch glaubt zudem, dass über Serien und Popkultur generell ein geteiltes Wissen entsteht, das manche auf ihren Alltag oder die Politik projizieren: "Die Unterstellung der Neuen Rechten hinsichtlich Verschwörung oder Korruption der Eliten gewinnt durch solche Narrationen natürlich an Plausibilität." Er bezeichnet das Genre daher teilweise als antiaufklärerisch.
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