Musikstreaming

Die meisten Künstler gehen leer aus

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Die Sängerin Balbina posiert in einem weißen kurzen Mantel in einem Raum.
Ein digitales Konzert hat Balbina in Zeiten von Corona gegeben. Sie lebe von Erspartem, sagt sie, und davon, dass sie nebenbei noch Produzentin sei. © imago / Future Image / F. Kern /
Balbina im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 25.08.2021
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Während der Pandemie haben Streamingdienste viel Geld verdient. Doch die Musikerinnen und Musiker profitieren davon kaum und können sich gegen die Plattformen nicht behaupten, sagt die Sängerin Balbina. Eine neue Interessenvertretung müsse her.
Die Sängerin, Texterin und Komponistin Balbina hat bisher vier Alben vorgelegt. Sie ist künstlerisch erfolgreich, doch finanziell zeigt sich das nicht so.
Durch die Coronapandemie komme sie nur, weil sie Erspartes habe und auch als Produzentin arbeite, sagt sie. Eine "Herausforderung" sei diese Zeit, vor allem für jene, die nicht nebenbei produzieren könnten.
In den vergangenen anderthalb Jahren habe sie ein einziges digitales Konzert geben können, beim Brecht-Festival in Augsburg, sagt Balbina. Streaming sei kein Teil ihrer Wertschöpfungskette. Dabei habe die Streamingwirtschaft 20 Prozent mehr Umsatz in der Pandemie gemacht.
Es sei ein tolles Geschäftsmodell mit "unfassbar viel Geld". Doch es komme nur bei fünf Prozent der Künstler an, die restlichen 95 Prozent gingen "quasi leer" aus. Es sei "schwierig, da nicht frustriert zu sein".
Das Problem dieses Modells beschreibt Balbina so: "Es geht nicht darum, was Sie als Konsument hören, sondern wie häufig Sie es hören." Man müsste quasi "nonstop" hören, damit Künstler durch das Streamen Geld verdienten.

Ein Schwergewicht als Interessenvertretung

Die Sängerin sieht dringenden Handlungsbedarf: "Die existierenden Interessenverbände repräsentieren einfach nicht Künstlerinteressen per se." Das müsse jetzt entstehen. "Wir können uns gegenüber den Plattformen, die dieses Geschäftsmodell etablierten, überhaupt nicht mehr behaupten."
Man brauche ein Schwergewicht. Die EU-Direktive für das Urheberrecht, die in Deutschland besonders geregelt sei, erschwere die Situation für Musikerinnen und Musiker zusätzlich. "Die Alarmstufe ist wirklich rot", sagt Balbina.
(bth)

Beim aktuellen Festival Pop-Kultur in Berlin werden viele Konzerte gespielt: live, draußen, drinnen und auch digital. Deutschlandfunk Kultur überträgt den Eröffnungsabend an diesem Mittwoch von 20:03 bis 22 Uhr.

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