Musikproduzent Micki Meuser

Haben Sie es mal bereut, Berufsmusiker zu sein?

Musikproduzent und Filmkomponist Micki Meuser
Musikproduzent und Filmkomponist Micki Meuser © imago/Reiner Zensen
Micki Meuser im Gespräch mit Matthias Hanselmann · 08.07.2015
Musikproduzent Micki Meuser hat mit Bands wie den Ärzten, Ideal oder Silly zusammengearbeitet. Mit seiner Band Nervous Germans ist er gerade auf Tour. Er erzählt aus seinem Leben als Berufsmusiker und kritisiert das Geschäftsmodell der Streamingdienste.
Micki Meuser mischt seit Jahrzehnten in der Musikszene mit: Als Produzent hat er Bands wie Ideal oder den Ärzten zu großem Erfolg verholfen. Ende der 80er-Jahre produziert er ein Album mit Silly in der DDR. Seine Band Nervous Germans tourt zur Zeit durch Deutschland.
Seit Ende der 90er-Jahre komponiert er auch Filmmusik und vertritt als Vorsitzender der Filmkomponistenunion deren Interessen. Meuser ist Musiker aus Leidenschaft, für seinen Beruf hat er selbst einen jahrelangen Bruch mit seiner Familie in Kauf genommen. Er setzt sich sehr kritisch mit den neuen Streamingdiensten auseinander, die ihre Geschäftsmodelle auf Kosten von Musikern und Kreativen ausrichten.
Theorie und Praxis des Streamens
"Streaming ist ein Geschäftsmodell, was eigentlich nicht so richtig funktioniert", sagte Meuser im Deutschlandradio Kultur. Wenn man sehe, dass Spotify Musik 70 Prozent an die Künstler und Urheber abgebe und Apple Music 72 Prozent, dann höre sich das zunächst nach viel Geld an. "Das ist eigentlich fair und in Ordnung", sagte der Musikproduzent.
Aber er sehe eine Reihe von Problemen. Wenn er die Abrechnungen von Spotify erhalte, weil seine Musikproduktionen sehr viel gestreamt würden, dann seien das zehn Seiten, auf denen dann am Ende 28 Euro stünden. "Das sind dann ganz viele Streams und da bleibt nicht viel übrig", kritisierte er die gängige Praxis
Konditionen von CDs übernommen
Das hänge damit zusammen, dass sich die großen Plattenfirmen, wo die Rechte alle hingegangen seien, relativ viel abknapsten von dem, was Spotify bezahlt habe. Das sei nicht ganz logisch, sagte Meuser. Spotify sitze in Schweden und da es sich um Auslandslizenzen handele, heiße es - wie früher bei CD-Verkäufen - dass da die Hälfte fällig werde. Dann gebe es Firmen, die beim Streaming "Taschenabzüge" machten. Das bedeute, dass es in den Lizenzen früher für das Cover 25 Prozent Abzug gegeben habe. "Das steht in den alten Verträgen", sagte Meuser.
Anders als bei den CD-Verkäufen gebe es beim Streaming solche endlosen Listen mit "0,01" am Schluss. Da würden die Konditionen von den CDs auf das Streaming einfach übernommen. Das gehe so nicht, sagte Meuser. "Ich hoffe, dass sich das in nächster Zeit reguliert." Das sei nicht fair, sagte er.
Lob für Taylor Swifts Protest
Meuser äußerte sich anerkennend über die US-amerikanische Sängerin Taylor Swift, die sich diesem Geschäftsgebahren öffentlich verweigert hatte. Swift hatte protestiert, als Apple-Music in der Startphase des Streamingdienstes zunächst für die ersten drei Monate nichts an die Musiker zahlen wollte. Swift wollte ihr Album deshalb nicht bei Apple-Music streamen lassen und die Firma ruderte schließlich zurück.
Weltweit hätten die unabhängigen Tonträgerfirmen, in Deutschland der Verband unabhängiger Tonträgerfirmen (VTU) , gesagt, dass sie ihr Repertoire dann Apple nicht zur Verfügung stellen könnten, berichtete Meuser. Da sei die reichste Firma der Welt, starte ein neues Geschäftsmodell und bürde ihr Risiko den Künstlern und den einzelnen kleinen Kreativen auf. "Das finde ich wirklich ein bisschen merkwürdig", kritisierte der Musikkomponist und Produzent das Vorgehen von Apple. .
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