Musikformen

Entdeckungen aus dem Folk

Der Steg und die Saiten einer "Martin SPD-16 Special Edition" glänzen im Sonnenlicht. Diese Westerngitarre ist ein von Johnny Cash lizenziertes Modell, von dem es weltweit nur zwei Exemplare gibt.
Der Steg und die Saiten einer Westerngitarre © picture alliance / Maximilian Schönherr
Von Uwe Golz · 30.06.2015
In Oklahoma ist die Erde rot gefärbt und ist damit Namensgeber für ein Subgenre des Countrys: Red Dirt. Bluegrass ist auch eine Form des Folks - oder ist es doch eine Spielart des Rocks? Diese Begriffe kommen der Musik jedenfalls nicht näher, meint Uwe Golz.
Manchmal frage ich mich, was fällt der Musikindustrie als Nächstes ein? Seit Jahren wird - selbst in der Folkmusic mit Begriffen um sich geworfen, die alles machen nur nicht der eigentlichen Musik näher kommen. Geht es nach der Industrie, dann gehören die Songs die Jimmy LaFave auf seinem neuen Album "The Night Tribe" singt zum Red Dirt. Dieser rote Schmutz ist in den USA in Oklahoma zu finden und ebenda - in Stillwater - hat sich diese Musikform auch entwickelt - glaubt man der alles wissenden Wikipedia-Plattform. Doch das ist so platt, wie LaFaves Musik spannend und außerdem kommt er aus Texas und nicht aus Oklahoma.
The Night Tribe ist ein essenzieller Streifzug durch die US-amerikanische Folkmusik. Woody Guthrie grüßt da von allen Ecken und auch der Schaukelstuhlrocker J. J. Cale lugt hin und wieder um die Ecke, von Bob Dylan oder dem Boss Springsteen ganz zu schweigen. Und eins ist klar, dieses Album passt zwar auch in die Nacht, macht aber am Tag noch viel mehr Spaß.
Tradition ist lebendig
Was die englische Sängerin und Fiedlerin Jackie Oates auf The Spyglass & The Herinbone präsentiert, ist Brit-Folk in Reinkultur. Erinnerungen werden da wach an die Altvorderen wie die Watersons, Nic Jones oder auch die grandiosen Alben von June Tabor oder Maddy Prior. Und da Tradition lebendig ist, sind auch ein paar neue Songs zu finden und die schmiegen sich in den Melodienreigen der Tradition so einfühlsam ein, dass einem Herz und Ohren aufgehen.
Das nicht nur The Who ihre Oper Tommy gekonnt in Szene gesetzt haben, wissen wir bereits durch die Verfilmung von Ken Russel. Das geht noch anders haben sich jetzt die Bluegrasser von The Hillebenders gedacht und aus Tommy eine Bluegrass Opry gemacht. Und da offenbart sich, diese Rockoper ist so folkig, wie es nur geht oder aber Bluegrass ist doch eine Spielart des Rock - allerdings eine von der breiten Masse eher - leider - unbeachtete. Klar aber wird beim Hören, die Jungs aus Springfield in Missouri müssen sich nicht hinter wem auch immer verstecken. Nur leider werden sie sicher nicht 20 Millionen Alben ihrer Tommy-Adaption verkaufen - leider.
Mehr zum Thema