Musikfest Berlin: Joana Mallwitz am Pult

Seelenbilder und Freudentänze

Joana Mallwitz mit ihren kinnlangen, blonden Haaren lacht in die Kamera, während sie einen Dirigierstab mit beiden Händen präsentiert.
Joana Mallwitz neu in Berlin: "Für mich hat sich das Konzerthaus Berlin genau richtig angefühlt. Es ist der Ort, wo ich jetzt sein möchte, die Chemie mit den Musikern stimmt." © Sima Dehgani
Moderation: Olaf Wilhelmer  · 12.09.2023
Berlin hat einen neuen Publikumsliebling: Joana Mallwitz. Die neue Chefdirigentin des Konzerthausorchesters präsentierte beim Musikfest Berlin Brittens hoch psychologische "Sea Interludes“ und Beethovens Sinfonie Nr. 7, die voller mitreißender Passagen ist.
Drei Werke, drei Jahrhunderte, drei Welten: Mit ihrem Beitrag für das Musikfest Berlin, einem ihrer ersten Berliner Konzerte, zeigte sich Joana Mallwitz als vielseitige Dirigentin. Die „Sea Interludes“ aus der Oper „Peter Grimes“ von Benjamin Britten sind düstere Seelenbilder, sie stehen aber auch für Mallwitz‘ Arbeit als Opernkapellmeisterin: In Erfurt und zuletzt in Nürnberg war sie als Generalmusikdirektorin aktiv, an beiden Orten hat sie viel bewegt und viel neues Publikum gewonnen.

Start in einer großen Orchesterlandschaft

Und nun Berlin. Nicht, dass der Wind hier immer rauer weht als andernorts. Aber etwas weniger übersichtlich ist das Musikleben der deutschen Hauptstadt dann doch: Das Konzerthausorchester verfügt zwar über einen Saal mit Strahlkraft, aber es ist eben auch nur eines von vier Sinfonieorchestern, die drei ebenfalls sinfonisch ambitionierten Opernorchester nicht mitgezählt.
In einer solchen Situation das eigene Orchester, das eigene Haus stets im Gespräch zu halten, ist keine einfache Aufgabe. Mit einer breit angelegten und ganz auf die Person Mallwitz zugeschnittenen Kampagne hat das Konzerthausorchester allerdings viel Zuspruch erhalten. Die Sorge, dass das in der Oper „Peter Grimes“ verhandelte Einzelgängerschicksal auch das Konzerthaus betrifft, ist also eher unberechtigt.

Neues und Bekanntes in einem Programm

Im neuen Violinkonzert des Iren Donnacha Dennehy hat Joana Mallwitz zudem einen charismatischen „Artist in Residence“ an ihrer Seite vorgestellt: den Geiger Augustin Hadelich. Und mit ihrer Lesart von Beethovens tanzbewegter Siebter Sinfonie bewies Mallwitz, dass sie und ihr Orchester auch als Interpreten des klassischen Repertoires im Konzert des Berliner Musiklebens eine Bereicherung darstellen.

Digitales Programmheft: hier.
Aufzeichnung vom 07.09.2023 in der Philharmonie Berlin
Ein junger Mann mit Geige lehnt im Gang eines Ranges des Konzerthauses Berlin an der Wand mit Wandleuchter und blickt seitlich in die Kamera.
August Hadelich liebt die Geige, obwohl er auch seit frühester Kindheit Klavier spielt. Das Streichinstrument hat sich "vorgedrängelt".© Suxiao Yang

Benjamin Britten
„Four Sea Interludes“ aus der Oper „Peter Grimes“ op. 33a

Donnacha Dennehy
Konzert für Violine und Orchester (Deutsche Erstaufführung)

Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92

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