Musik-O-Mat

Musikalische Wahlhilfe

05:42 Minuten
Illustration: Vogelperspektive auf eine Person, die auf einem Sofa liegt und Kopfhörer aufhat.
Hört Annalena Baerbock das Gleiche wie ich zur Entspannung? Das lässt sich jetzt mit dem Musik-O-Mat überprüfen. © imago / fStop Images / Malte Müller
Von Laf Überland · 15.09.2021
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Wahl-O-Maten gibt es wie Sand am Meer, und sie haben eins gemeinsam: Es geht um Inhalte. Doch das muss nicht sein. Der Streamingdienst Deezer hat Parteien nach dem gefragt, worauf es wirklich ankommt: nach ihrem Musikgeschmack.
"Sag mir deine Lieblingsmusik, und dann mach da eine Playlist draus!" So muss man sich das wohl vorstellen, wie der Streamingdienst Deezer Union, SPD, FDP, Linke und die Grünen dazu brachte, je 16 Stücke zur Selbstdarstellung ihres Musikgeschmacks abzuliefern.

Eine Frage des Lebensgefühls

Was die auch gerne gemacht haben. Denn jahrzehntelang wurde ja der Eindruck erweckt, Wahlen seien richtungsweisend für das Schicksal des Landes. Doch rücken in diesen bedrohlichen Zeiten die Parteien ja so nahe zusammen, dass sie irgendwie alles dasselbe wollen: Und so bietet der Musik-O-Mat von Deezer immerhin die Möglichkeit, die musikalischen Lebensgefühle der Parteien mit dem eigenen zu vergleichen.
Neun ungeheuer aussagekräftige Fragen muss man dafür beantworten. Zum Beispiel: "Welcher Klassiker darf in keiner Musiksammlung fehlen?" Oder: "Welcher Schlager passt am besten zu dir?" Es gibt jeweils fünf Songs zur Auswahl.
Man fragt sich bei den Playlists der Parteien unwillkürlich, ob sie nur Botschaften verschicken wollen wie Teenager beim schmeichelnden Mixtape für die Angebetete – zum Beispiel, wenn die Laschet-zerrissene Union sich selbst und potenziellen Wählern mit "We Are Family" von Sister Sledge Mut zusingt?
Eins ist klar: "Eat The Rich" von Aerosmith deutet nicht unbedingt darauf hin, dass Janine Wissler auf mackerhaften Hardrock steht. Aber die Parole passt natürlich ganz wunderbar in die antikapitalistische Wahlreklame der Linken.

Ein ziemlich langweiliger Karaokeabend

Einen ersten erstaunlichen Kommentar zur aktuellen Lage gibt übrigens bereits die Karikatur der Kandidatinnen und Kandidaten, wenn man den Musik-O-Maten öffnet: Gekleidet in mittlerweile aus der Mode gekommene Streetware und mit Mikrofon in der Hand erinnern die Partei-Stars doch eher an einen Karaokeabend.
Und so klingt dann auch die Musikauswahl: Vorbei die Zeiten, als die Genossen auf SPD-Parteitagen händchenhaltend "Wann wir schreiten Seit' an Seit'" und gerne auch "Brüder, zur Sonne, zur Freiheit" brummten. Jetzt läuft bei den Sozen der Playlist nach mit zunehmendem Geselligkeitsgrad Lady Gaga, Fleetwood Mac und "Macarena".
Und genau wie bei den Wahlreden ergibt sich beim Musik-O-Mat leider kein wirklich klares Unterscheidungsprofil: Zu sehr ist überall für jeden was dabei, in jeder Playlist ein Mix aus Schlager, Pop und Folk und Rock. Ich meine: Wie sollte mein Musikgeschmack gleichauf denen von FDP und Linker entsprechen?
Um da einen wirklichen Kick zu verspüren, bräuchte man schon einen Sänger mit klarer Aussage dabei, mit klarer Kante, ganz altmodisch!
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