Mozartfest Würzburg

Mozart und mehr für die Mikrophone

Durch eine geöffnete Tür blickt man auf ein Orchester in einem barocken Saal, das von einem Mann dirigiert wird.
Die barocke Pracht der Residenz in Würzburg ist Veranstaltungsort auch in diesem Jahr für das Mozartfest. © Münchner Rundfunkorchester / Dita Vollmond
Moderation: Stefan Lang |
Dieses Fest ist eine Huldigung an Mozart und die herrlichen Räumlichkeiten der Würzburger Residenz. Es erwartet sie ein kammermusikalisches Programm mit klassischer Musik von Mozart und Beethoven, durchbrochen von Musik Bartóks und Strawinskys.
Der Hartnäckigkeit der Intendanz des Würzburger Mozartfestes ist es zu verdanken: das musikalische Treffen hat stattgefunden. Natürlich mit neuer Planung und mit anderen Umsetzungsmöglichkeiten. Mit dabei: Radiomikrophone, die die Programme mitgeschnitten haben.
Die kleine Formation überwog auch bei diesem Festival. Kammermusikalische Höhepunkte der Mozart-Woche stellen wir Ihnen in diesem Konzertzusammenschnitt vor. Gleich zu Beginn Musik des Namenspatrons: ein sanftes, entschleunigtes Adagio – eine Art besinnlicher Kommentar zur allgemeinen Lage.
Dem folgt Beethovens Mozart-Variationen zu der bekanntesten Oper des Meisters "Die Zauberflöte". Darin bearbeitet Beethoven die Arie des Papageno ""Ein Mädchen oder Weibchen", die Mozart einst auf den Librettisten Schikaneder auf den Leib komponierte. Der war ein lebensfroher und taffer Theaterorganisator, der in seiner Truppe so manches Weibchen gefunden hatte.

Wanderbühnen-Musik aus schwieriger Zeit

Igor Strawinsky hat die Geschichte vom Soldaten geschaffen, als er Reisebeschränkungen unterlag – 1917 – er steckte im Waadland fest und hat mit dem Freund und Dichter Charles Ferdinand Ramuz ein Projekt für Schauspieler, Erzähler und einige Musiker erdacht – für eine Wanderbühne. Es entstand eine Soldatengeschichte.
Ein digital koloriertes Foto zeigt Igor Strawinsky in seiner Pariser Wohnung am Flügel, Foto um 1934.
Der russische Komponist Igor Strawinsky am Flügel© picture alliance / akg
In der Geschichte wandert der Militärangehörige von Chur nach Wallenstadt. Dabei rastet er und holt seine Geige hervor. Daraufhin nähert sich der Teufel. Er ist als alter Mann verkleidet und bietet einen Tausch an: Geige, also die Seele, gegen ein Buch mit Börseninformationen der Zukunft. Das scheint für den armen Soldaten ein Blankoscheck Richtung Reichtum zu sein. Aus drei Tagen werden schließlich drei Jahre – der Soldat gilt inzwischen als Deserteur. Zu allem Unglück findet er im Heimatdorf die Braut verheiratet. Mit Hilfe des Teufelsbuches wird er aber ein reicher Kaufmann.
Da Geld nicht immer glücklich macht, kommt der Teufel wieder. Der Soldat kann ihm zwar die Geige abluchsen, gewonnen hat er aber nicht. Das Ende ist offen, die Moral von der Geschicht': Man soll zu dem, was man besitzt, begehren nicht, was früher war.
1919 hat er die Konzertsuite für Violine, Klarinette und Klavier herausgegeben - bis heute ein gern gespieltes Stück, wenn sich drei Musiker mit entsprechenden Instrumenten, wie in Würzburg, zusammenfinden.

Bruder-Schwester-Musik

Mozart komponierte immer wieder für seine pianistisch hochtalentierte Schwester. Auf diese Tradition greifen auch die Widmanns zurück. Carolin Widmann spielt im Anschluss Etüden für Violine solo, die ihr Bruder Jörg für sie komponiert hat.
Die Geigerin Carolin Widmann trägt ein rotes Jacket, auf einer mit Moos bewachsenen Bank sitzend.
Carolin Widmann fordert ihren Bruder regelmäßig mit neuen Kompositionswünschen heraus.© Carolin Widmann / Lennard Ruehle
Er fordert dabei von seiner Schwester, neue und alte Spielweisen anzuwenden - Töne als Vokalise beizugeben, um Mehrstimmigkeit zu erzeugen. Das Können und Spielen seiner Schwester kennt er sehr genau. Er schreibt regelmäßig Werke für sie.

Bartoks Sehnsucht in der Neuen Welt

Verrückt und unerwartet die Musik und das Zustandekommen des folgenden Projektes: der amerikanische Starklarinettist Benny Goodman, musikalisch eigentlich in der unterhaltenden Branche verortet, gab ein Stück bei Béla Bartók in Auftrag. Das war in den Enddreißigern des vergangenen Jahrhunderts in einer für Bartók wegweisenden Zeit – nach langen Jahren hatte er die musikalischen Feldstudien abgeschlossen, die ihn an die geliebte Heimat banden. Doch die politische Lage im Land bewogen ihn, nach Amerika zu gehen. In Amerika nun versucht er Fuß zu fassen. Lebenskontraste, die schließlich in seinem Werk zu Musik werden.

Unterhaltung im Wachsfiguren-Kabinett

Mozart hatte in Wien zahlreiche Kontakte in der Kulturszene. Und so wurde er gebeten, Musik für eine Maschine oder besser, einen Apparat im Wiener Wachsfiguren- und Kuriositätenkabinett zu schreiben. Diese Gelegenheit führte zur kleinen F-Dur Fantasie für das "Orgelwerk in einer Uhr".

Beethovens Quartett-Anspruch

Sie galt als sperrig und unspielbar, die große Fuge op. 133 von Ludwig van Beethoven. Eine Zumutung fürs Publikum soll sie gewesen sein. Beethovens Quartett-Kollegen fluchten gehörig, fühlten sich provoziert und meinten, Beethoven habe sie eigentlich nur provozieren wollen.
Ludwig van Beethoven auf einem zeitgenössischen Skizzenblatt.
Ludwig van Beethovens Fuge op. 133 griff seiner Zeit weit voraus.© imago / WHA / United Archives
Sie rissen damals die Noten vom Pult und trampelten regelrecht auf ihnen herum. Sie verfluchten Beethoven lauthals, ihn zum Teufel wünschend. Klassische Frustentladung, nicht erkennend, dass sie Weltliteratur vor sich hatten. Wie zum Ausgleich fügt sich Mozarts gefälliges Divertimento KV 138 an - beste Unterhaltungsmusik für den Salzburger Hof. Perfekte Finalmusik für einen Abend vom Mozartfest Würzburg.
Aufzeichnung der Konzerte vom 12., 17. und 21. Juni 2020 im Kaisersaal der Residenz
Wolfgang Amadeus Mozart
Adagio für Klarinette und drei Bassetthörner F-Dur KV Anh. 94 (580a)
(Fassung für Violoncello und Klavier)
Ludwig van Beethoven
Zwölf Variationen über "Ein Mädchen oder Weibchen" aus "Die Zauberflöte" für Klavier und Violoncello F-Dur op. 66

Isang Enders, Violoncello
Ragna Schirmer, Klavier

Igor Strawinsky
"L’histoire du soldat" für Violine, Klarinette und Klavier
Jörg Widmann
Études für Violine solo
Béla Bartók
Kontraste für Violine, Klarinette und Klavier Sz 111

Carolin Widmann, Violine
Jörg Widmann, Klarinette
Oliver Triendl, Klavier

Wolfgang Amadeus Mozart
Fantasie für eine Orgelwalze f-Moll KV608

Kit Armstrong, Klavier

Ludwig van Beethoven
Große Fuge B-Dur op. 133


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