Die Hauptstadt als "Visitenkarte der Nation"
In der kommenden Woche feiert das Berliner Humboldt-Forum Richtfest. Der Bund ist finanziell am Bau beteiligt. Das sei nur folgerichtig, sagt Kulturstaatsministerin Monika Grütters: "Was hier kulturell gelingt, wird in den Augen der Welt der ganzen Nation gutgeschrieben."
Nächste Woche soll auf der Baustelle des Berliner Humboldt-Forums Richtfest sein. Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat die Baustelle natürlich vorab besichtigt und freut sich schon, wenn das Gebäude endlich seiner Bestimmung übergeben wird. Im Deutschlandradio Kultur sagte sie:
"Es ist großartig, es ist vor allen Dingen anders als der historische Schlossbau ein Gebäude, das der Bevölkerung offen steht, es wird eine ganz wunderbare Nord-Südpassage quer durch das Gebäude geben, und in den vier Etagen eine Ansammlung der Weltkunst, des Menschheitskulturerbes."
Fragen nach der kolonialen Geschichte stellen
Zwar ist noch nicht bis in den letzten Winkel geklärt, wie das Humboldt-Forum letztlich bespielt wird, aber die Sammlung der außereuropäischen Kunst sieht Grütters vor allen Dingen als Gelegenheit, die Herkunftsgeschichte zu durchleuchten:
"Ich sehe das Humboldt-Forum als Chance, transparent und pro-aktiv die Fragen nach der kolonialen Geschichte zu stellen. Die Objekte sind immer ein Grund, diesen Aspekt unsere Geschichte zu beleuchten.
Heute verstehen sich Museen weniger als Besitzer oder Eigentümer der Sammlungen, die in ihren Händen sind, sondern als Bewahrer eines Menschheitskulturerbes und das kann man dann nur im Einvernehmen mit den Herkunftsländern tun, so soll es auch hier sein."
Das Aufarbeiten der Kolonialzeit sei in Ländern wie Frankreich oder England bisher dringlicher gewesen als in Deutschland, meint Grütters, weil wir zunächst die Frage der Nazi-Raubkunst klären mussten. Das Humboldt-Forum "wird ein Anlass sein, da aktiver zu sein als bisher", hofft sie.
Fürsorge für ein Menschheitskulturerbe
Wenn es um die Frage der Herkunft eines Kunstwerkes gehe, sei ohnehin die Zusammenarbeit mit den Herkunftsländern das Entscheidende:
"Ich glaube, in dieser Art des Bewahrens, der Fürsorge für ein Menschheitskulturerbe, ist die Frage des Standortes am Ende zweitrangig gegenüber dem Umgang miteinander und der ehrlichen Klärung der Provenienz. Ich bin aber zuversichtlich, dass das der Ehrgeiz und das heutige Ethos des Miteinander-Umgehens unter Museumsleuten ist."
Im privaten Kunsthandel sei die Frage der Herkunft jedoch mitunter zweitrangig, das müsse man durch entsprechende Rahmenbedingungen ändern:
"Wir werden das Kulturgutschutzgesetz erheblich verschärfen, natürlich wird der deutsche Kunst- und Antikenhandel einige Pflichten mehr zu erfüllen haben als bislang, aber es ist auch eine Frage des Ansehens des deutschen Kunsthandels und Kunstmarkts, hier nicht unter dem Verdacht zu liegen, in Deutschland kann man besser Hehlerware verticken, als in anderen Ländern."
Anerkennung der besonderen Rolle der Hauptstadt
Dass ein relativ großer Anteil ihres Etats in die Berliner Kultur fließt, findet sie durchaus nachvollziehbar, da die Kulturszene hier eine Art Schaufensterfunktion für das ganze Land übernehme:
"Der Bund engagiert sich deshalb hier, weil das eine Anerkennung der besonderen Rolle der Hauptstadt für die Nation ist, das ist in allen Ländern so, dass die Hauptstadt in besonderer Weise sowas wie die Visitenkarte der Nation ist und wir sind natürlich dankbar, stolz und froh, dass es über die Kultur passiert. Was hier kulturell gelingt, wird in den Augen der Welt der ganzen Nation gutgeschrieben."